Osttimor – Der Corona- Wahnsinn: Die Zeit nach der Überflutung

Ein Stück der Uferstraße: einfach weggespült
Ein Stück der Uferstraße: einfach weggespült

Es sind nun schon wieder einige Wochen seit unserem letzten Bericht vergangen.
Die gefühlt endlos lange Zeit ohne Perspektive, die brutalen Bedingungen am Ankerplatz und die Corona-Maßnahmen, die inzwischen aufgrund steigender Fallzahlen etabliert sind, lassen unsere Kräfte doch langsam schwinden und sorgen für zunehmende Erschöpfung und Unlust.

Nun aber trotzdem zur Osterflut, die durch den Zyklon „Seroja“ hier gewütet hat. Sie forderte 41 Todesopfer, anfangs waren mehr als 10.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht. Etliche Straßen und Brücken haben massive Schäden davongetragen oder wurden ganz zerstört. Außerdem werden einige Gebiete immer noch von einem aus Australien gesandten  Hubschrauber versorgt. Große Aufräum- und Putzaktionen wurden gestartet. Dazu haben sich viele Helfer getroffen und sind von einem Gebiet zum nächsten gezogen, um die Schäden zu beseitigen. Auch der beliebte Widerstandkämpfer und ehemalige Präsident Xanana Gusmao besuchte die verschiedenen Schwerpunkte der Flut und spendete den Menschen Trost und Hoffnung. Damit die ganzen Hilfsmaßnahmen durchgeführt werden konnten und die Menschen sich zumindest mit dem nötigsten wieder ausrüsten konnten, wurden die Corona- Lockdown- Maßnahmen in sogenannte „Ruhemaßnahmen“ gelockert, denn Geschäfte und Baumärkte mußten öffnen, damit die Menschen sich wieder mit Sanitärartikeln, Kleidung und Baumaterialien versorgen konnten.
Die Wiedererrichtung der Stromversorgung dauerte alleine in der Hauptstadt mehrere Tage aber zumindest die Trinkwasserversorgung war hier gewährleistet. Andere Gebiete mußten über Wasserwagen versorgt werden. Es sind auch wirklich kaum Menschen von der Flut verschont geblieben. Unsere Freunde haben uns von Wasserständen bis zur Decke in ihren Häusern berichtet, sowie anschließenden dicken Schlammschichten, während andere nur nasse Füße bekommen haben. Einige Häuser sind auch trocken geblieben oder waren nur zeitweise von der Umgebung abgeschnitten.

Außerdem hat uns eine Freundin von ihrem Nachbarhaus berichtet, das durch die Fluten weggeschwemmt wurde und eine fünfköpfige Familie, davon drei Kinder mit in den Tod gerissen hat.
Eine andere Bekannte hatte uns berichtet, das ihr Haus und das Haus ihres Onkels in den Fluten versunken sind und sie anfangs in einem Hotel untergekommen waren aber dann auf die Straße gezogen sind, da das Hotel auf Dauer zu teuer wurde – sie wollte nicht in eine der Massenunterkünfte. So zog sie nun auf die Straße und schlüpfte während der inzwischen seltenen, tropischen Regenschauer bei Nachbarn unter.
Auch bei dem einen oder anderen Europäer der hier lebt, standen die Fluten in den Häusern. Von einem haben wir gehört, das die Flut die zwei Meter Marke erreichte.

Inzwischen sind viele Bereiche in der Hauptstadt wieder hergerichtet aber es bleibt natürlich noch einiges zu tun, vor allem um den Flutopfern, die zurzeit in den Notunterkünften oder auf der Straße leben wieder ein Dach über dem Kopf zu geben.

Es fühlt sich schon merkwürdig an, in so einem Katastrophengebiet zu leben und die Schwierigkeiten der Menschen hautnah mitzuerleben und zu sehen wie alles neu organisiert werden muß.
Wir schaukeln dagegen einfach weiter an unserem Ankerplatz und passen unser tägliches Leben irgendwie an die Lage an, damit auch wir mit den lokalen Einschränkungen, die ja in einem Entwicklungsland, noch dazu in Corona-Zeiten, auf so lange Zeit sowieso recht kompliziert sind,  zurechtkommen.

Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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