Kreta – Heraklion, unsere Zeit in dem desaströsen Hafen

Morgendämmerung im Industriehafen
Morgendämmerung im Industriehafen

Unser erster Morgen in Heraklion machte den Liegeplatz auch nicht angenehmer. Sogar während der Nacht starteten Flugzeuge vom Flughafen nebenan über unsere Mastspitze hinweg und unterbrachen unseren Schlaf. Dabei sahen die Flieger über unseren Köpfen so schön aus, naja auf den Lärm der zum Start dazu gehört, hätten wir aber gerne verzichtet. Dabei war es bei uns an Bord so laut, daß wir Gespräche und Telefonate unterbrechen mußten, denn da war so gut wie nichts mehr zu verstehen.

Am Liebsten wären wir gleich wieder weitergefahren, obwohl die Kulisse eigentlich ganz hübsch aussah. Aber das Wetter wollte uns hier einfach nicht fortlassen.

Zu unserem Leid realisierten wir, das nur einer von uns an Land konnte, während der andere an Bord bleiben mußte, um Gegenwindchen immer mal wieder von der Bedrängnis der großen Nachbarn zu befreien. Außerdem mußte einer die Ankerleine lösen und anschließend wieder dichtholen, während der andere den Sprung an Land wagte.
Asha hatte beschlossen Gegenwind hier nicht zu verlassen, denn sie hatte mitbekommen, daß sich ein anderer Segler beim Übersteigen vom Schiff an Land das Schienbein heftig aufgeschlagen hatte. Das Risiko wollte sie nicht eingehen.

So ließ sie Helge an Land turnen, um für das Auffüllen unserer Vorräte zu sorgen. Dazu gab es lange Einkaufslisten für Lidl und Co und Helge mußte sich auf die Suche nach einem Wasseranschluß bzw. dem dafür notwendigen elektronischen Bezahlkärtchen für die Anschlußbox machen. Während die Einkäufe aus den Supermärkten sich „nur“ als reine Schlepperei gestalteten, wenn man von der Diskriminierung absieht, war das organisieren eines Trinkwasseranschlusses doch ein echter Hürdenlauf.
Die Supermärkte wurden hauptsächlich von Frauen besucht, bestenfalls waren die Männer mal als Packesel dabei und so wurde Helge von den allermeisten Frauen auch überhaupt nicht als Kunde sondern nur als Packesel gesehen und von den Regalen und der Kassenschlange einfach weggeschoben und hin und her bugsiert, es sei denn er leistete Widerstand indem er sich schimpfenderweise beschwerte.
Die elektronische Bezahlkarte für unseren Wasseranschluß war ein anderes Thema, denn hier wußte anscheinend niemand wo und wie man sie erhalten konnte und so verging ein halber Tag, zuerst mit dem Suchen des richtigen Amtsgebäudes und dann mit dem Abklappern der verschiedenen Amtszimmer bis zuletzt die Karte in einem Amtszimmer, die Quittungen und der Bezahlvorgang in anderen Amtszimmern abgeschlossen waren. Und das nur um an der Anschlußbox die Karte vor die elektronische Ableseeinheit zu halten, damit unser Trinkwasserzugang freigeschaltet und Liter-genau abgerechnet werden konnte. Da wir die Karte aber nicht zurückgeben konnten, kostete es gleich 12€, den kleinstmöglichen Kaufbetrag für die Karte, während unser Verbrauch trotz versuchter Verschwendung nur bei 1,60€ lag – Gute Idee miserable Umsetzung.

Noch so eine Geschichte, warum uns der Hafen nicht gefiel: Zum Dieseltanken spazierte Helge mit unseren Kanistern zur Straßentankstelle um möglichst sauberen Diesel zu bekommen. Alternativ wäre auch die Betankung per Tankwagen am Schiff direkt möglich gewesen. Der Tankvorgang wäre auch nicht erwähnenswert, wäre da nicht der Tankwart gewesen. Helge mußte wohl besonders touristisch oder verschlafen ausgesehen haben, denn da versuchte doch der Tankwart ein Scheinchen- und Münzenwechselspiel zu betreiben und wollte Helge so um knapp 20€ über den Tisch ziehen – so etwas ist uns in der Karibik, im ganzen Pazifik und im südostasiatischen Raum nicht vorgekommen.

Nichtsdestotrotz machte Helge ein paar kleine Spaziergänge durch die Straßen der Innenstadt und entlang der lange Hafenmole und dann rückte zum Glück unser Abfahrtstermin näher, denn das Wetter wollte uns nach knapp eineinhalb Wochen endlich wieder aus dem Hafen entlassen.

Viele Grüße aus Kreta, Griechenland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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