Datum: Freitag, 06. September 2024
GPS-Position: N 51°13,483‘, E 002°56,384‘
Ankunft in Oostende, Belgien um 16:40Uhr, zurückgelegte Distanz seit Dunkerque 27sm.
Wetter: Nieselregen, Donnerschlag, Regenschauer, diesig, grauer Himmel, bei 19,7°C im Schiff, Wassertemperatur 19,7°C, Wind Südwest 2-3 Beaufort.
Nach zwei kurzen Tagen in Dunkerque war das Wetter so, das wir weiter konnten, zumindest ein kleines Stückchen.
Dunkerque bot uns eine Durchgangsmarina, die außer uns noch andere Segler zu einem Zwischenstopp nutzen. Der Ort selbst strahlt viel Geschichte aus, die durch reichlich Modernes gerahmt wird. Zum einen stehen die historischen Gebäude, die den zweiten Weltkrieg überstanden haben als feste Wurzeln im Stadtbild, zum anderen bilden viele moderne Gebäude das Dunkerque zum Leben. Als supermodern empfanden wir die kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, mit dem man mal eben schnell ein paar Haltestellen zurücklegen kann, ohne sich über Ticketpreise oder Buszonen Gedanken zu machen.
Am Strand von Dunkerque strahlte uns die Geschichte der Stadt dann ganz deutlich an, denn dort stehen noch einige historische Strandvillen aus dem 18.Jahrhundert, die mit der aufkommenden Badekultur die Promenade prägten und prägen. Außerdem mahnen die Stranddünen, bekannt durch die Kämpfe des 2.Weltkriegs, in denen englische und französische Soldaten über eine große Seerettungsaktion nach Dover vor den vorrückenden deutschen Soldaten in Sicherheit gebracht wurden.
Für weitere Stadterkundungen blieb uns allerdings keine Zeit mehr, denn das Wetter bot uns eine kurze Möglichkeit, ein paar Seemeilen zurückzulegen und die nutzen wir.
Am Freitag, den 6. September lösten wir um 12:00 Uhr unsere Leinen in der Marina Grande Large und machten uns auf den Weg. Zuerst mußten wir allerdings noch auf die Ausfahrt warten, denn die Hafenlichter zeigten uns ein rotes Stoppsignal, da ein großer Frachter die Ausfahrt beim Verlassen des Hafens für sich alleine beanspruchte. Das ging aber sehr schnell und dann liefen auch wir aus.
Wir hatten unser Auslaufen so gelegt, das wir mit dem beginnenden, nach Osten setzenden Gezeitenstrom sechs Stunden lang fahren konnten, um den Schwung mitzunehmen. Natürlich regnete es, es war kalt, ein Donnergrummeln ließ sich vernehmen und ein grauer Himmel sowie einige Regenschauer waren für diesen Kurztrip selbstverständlich inbegriffen. Der Wind war auch heute wieder zu schwach, um uns unter Segeln voranzuschieben, so daß wir unter Motor fuhren. Naja, wir kamen wenigsten gut voran.
Ziemlich ungewohnt kamen uns die Wassertiefen vor, denn unser Echolot zeigte die ganze Zeit eine Tiefe an und das war auf den Ozeanen anders, denn da gab es nur ein paar Striche, während die Seekarte Wassertiefen von mindestens einigen hundert bis einigen tausend Metern nannte. Hier aber ist das Wasser so flach, wie wir es an vielen Ankerplätzen kaum hatten. Ein kurzes, betonntes Stück gab sogar nur Wassertiefen von gut vier Metern an, was uns, natürlich unberechtigter Weise, etwas nervös werden ließ, denn da waren ja immerhin noch etwa 2,3m Wasser unter GEGENWINDs Kiel – das schien uns allerdings schon ziemlich nahe an die obligatorische „Handbreit“ heranzukommen. An solche Wassertiefen werden wir uns wohl wieder gewöhnen müssen – Das Wissen ist da, aber das Gefühl hinkt noch hinterher.
Mit dem kippen der Gezeit kamen wir auch an unserem Ziel an. Wir liefen um 16:40 Uhr in Oostende ein und machten im Königlichen Yachthafen von Ostende fest. Wir wurden von anderen Seglern und dem gemütlichen Hafenmeister des Clubs super freundlich in Empfang genommen und konnten anfangen unsere Segelsachen zum Trocknen aufzuhängen, denn der Regen hatte inzwischen aufgehört, zumindest zeitweise.
Wir sind auch echt überrascht, das so ein kleiner Trip so erschöpfend sein kann, aber vermutlich müssen wir uns erst wieder an dieses nordeuropäische Schmuddelwetter gewöhnen, um uns darin wieder wohl zu fühlen. Den Samstag brauchten wir so zum Ankommen und nutzen ihn für einen Gang in die Innenstadt und auch der Sonntag fühlte sich ungemütlich an, so daß wir den Tag zur Wetteranalyse für die Weiterfahrt nutzen und auch dann wieder einen Spaziergang in die nähere Umgebung unternahmen.
Oostende macht dabei auf uns den Eindruck einer modernen Stadt, die ihre Zukunft auf dem Fahrrad sieht. Als Fußgänger fühlen wir uns hier auf jeden Fall ziemlich unwohl, denn es gibt nahezu keinen Fußweg, so daß wir von den Fahrradfahrern weggeklingelt werden aber die Autofahrbahn ist noch gefährlicher.
Eine tolle Besonderheit ist uns hier ins Auge gefallen. Die Dünen sehen für unsere Augen echt exotisch aus. Natürlich kennen wir diesen Anblick, aber nach so langer Zeit fern davon, ist das so schön und so exotisch, das wir jetzt einfach erst einmal von diesem Bild beeindruckt sind.
Unser Weiterfahrwetter bremst uns jetzt erst einmal aus, so daß wir hier ein paar Tage bleiben werden.
Hier haben wir sogar wieder einen Internetzugang, der einigermaßen funktioniert. Das war in Dunkerque und auch in Cherbourg deutlich schlechter, so daß wir hier die Bilder unserer letzten Berichte in unsere Fotogalerie stellen konnten.
Viele Grüße aus Oostende, Belgien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind