Gefühlt ist Samoa der bisher wärmste Ort unserer Reise. Schwitzen ist normal und es beginnt spätestens mit den ersten Bewegungen beim Wachwerden. Ab 08:00 Uhr morgens macht es „plop“ und die Sonne entfaltet ihre volle Kraft. Der Schweiß rinnt schon aus allen Poren sobald wir nur daran denken uns zu bewegen. Ab 10:00 Uhr morgens dürfen wir auf keinen Fall vergessen Schuhe anzuziehen, wenn wir an Deck oder auf dem Steg herumlaufen wollen, denn sonst verbrennen wir unsere Füße – von wegen Barfußrute. Spätestens ab diesem Zeitpunkt fällt unsere Leistungskurve ins Bodenlose und wir hangeln uns von Schatten zu Schatten. Im Schiff steigt die Temperatur gerne mal auf gute 36°C an und wir hängen an unseren Wasserflaschen, die wir kaum noch nachfüllen können bei dem Bedarf. Zum Schlafengehen legen wir uns schweißgebadet hin und hoffen auf die Erschöpfung, die uns dann einen ziemlich unruhigen Schlaf verschafft – Das ist ein normaler Tag. Oder es regnet. Dann ist es nicht ganz so warm aber alles fühlt sich an wie in der Dampfsauna.
So langsam akklimatisieren wir uns aber hier auf Samoa. Außerdem konnten, oder besser gesagt mußten wir einige Dinge erledigen um wieder fit für die Weiterfahrt zu werden. Die Leichtwindschaukelei auf dem Ozean hat ein paar Spuren hinterlassen, die wir ausbessern mußten. So haben wir an unserm Vorsegel ein paar Nähte nachgenäht, neuen Dieseltreibstoff besorgt, die lockeren Schrauben an unserer Windfahnensteuerung fixiert, einen Spleiß an unserem Vorsegelfall repariert, unserem „Eisernen Gustav“ (elektrischer Autopilot) ein wenig Pflege zukommen lassen, die Shops nach Proviant zum Auffüllen durchstöbert und einen Haufen Wäsche von Hand durchgespült.
Natürlich haben wir auch unsere Umgebung erkundet. Die Touristeninformation bietet eine tolle, kostenlose Vorführung der hiesigen Traditionen, wie ein echtes Samoanisches Tatoo-Ritual, das für die Männer mehrere Tage dauert und am Ende aussieht wie eine knielange auf die Haut gemalte Hose. Ein traditionelles Essen im Erdofen, das wir anschließend verspeisen konnten und die Herstellung der bedruckten Samoanischen Tücher, die aus einer Baumrinde hergestellt werden, sowie einer Tanzeinlage und der Anleitung zum Flechten eines Korbes aus Palmenwedeln konnten wir erleben.
Auf unseren Streifzügen durch Apia kamen wir nicht umhin die vielen christlichen Kirchen zu bestaunen und dabei hatten wir fast den Eindruck, daß jeder Samoaner seine eigene Kirche hat. Aber erstaunlicherweise sind die Gottesdienste gut besucht und in einigen Kirchen zahlen die Leute tatsächlich so etwas wie einen Eintritt. Eine katholische Kirche, die man schon fast als Dom bezeichnen kann, dominiert das Stadtbild.
Etwas befremdlich waren am Anfang die Männer, denn eine sehr große Zahl trägt einen traditionellen Rock und sogar die Polizisten verrichten ihren Dienst im Rock.
Übrigens sind die Menschen hier sehr freundlich und hilfsbereit. Die Taxifahrer sind allerdings ein wenig nervig, denn die wollen uns ständig irgendwohin fahren. Genauso treffen wir hier immer wieder auf kleine Jungs, die nach Geld betteln oder Popcorn verkaufen wollen.
Heute, am 7.November 2018 war ein Gedenktag für eine große Katastrophe. Vor hundert Jahren kam ein neuseeländisches Passagierschiff nach Samoa und schleppte eine Influenza ein, die 8.500 Samoanern den Tod brachte. Etwas geschmacklos fanden wir es, das genau heute ein Kreuzfahrer Apia mit gut 3000 Passagieren heimsuchte.
Etwas ganz besonderes konnten wir hier nach langer Zeit einmal wieder erleben: Einen Kinobesuch! Das hört sich für die meisten wahrscheinlich komisch an, aber es ist unser erster Kinobesuch seitdem wir Deutschland verlassen haben. Zu Beginn unserer Reise hatten wir keinen Bedarf, dann paßten die Sprachen nicht oder es gab gar kein Kino. Letzten Samstag hatten wir uns „Den Nußknacker“, ein Weihnachtsmärchen von Walt Disney in einem gut klimatisierten Kino angeschaut – Das war mal was ganz Anderes!
Viele Grüße aus Apia, Samoa (ehemals West Samoa)
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind