Phuket – Hoch und trocken

Kielschaden 10cm² von der Kielhacke sind abgebrochen
Kielschaden 10cm² von der Kielhacke sind abgebrochen

ACHTUNG ÜBERLÄNGE!
Am Samstag, den 23. Oktober 2021 verließen wir die AoPo Grand Marina mit Ziel uns DREI in die Yachtwerft zu begeben.
Um zur Werft in der Royal Phuket Marina zu gelangen, mußten wir wieder an dem blöden Riff vorbei. Diesmal waren wir allerdings übervorsichtig, wir folgten unserem Track, den wir um das Riff ja schon geschafft hatten, stoppten allerdings bei jeder kleinen Unsicherheit auf, denn die Aussagen von Einheimischen und anderen Seglern, die hier schon eine ganze Zeit unterwegs sind, lassen nicht gerade viel Vertrauen in irgendeine Seekarte aufkommen. Zum Hochwasser mußten wir vor der Einfahrt zur Royal Phuket Marina ankommen, um durch einen langen ausgebaggerten Kanal hineinzugelangen – die Passage dauerte ca. eine Stunde. Wir bekamen von der Marina einen Guide mit Boot vorneweg geschickt um sicher durch den Kanal zu gelangen. Unsere Seekarte gab den Kanal allerdings recht gut wieder und zusätzlich war er noch mit Pfählen auf der Backbordseite markiert. Trotzdem hätten wir ohne Guide unsere Probleme gehabt, denn wir mußten eine Stelle passieren, an der unser Echolot (Tiefenmesser) blind war und aufgrund von Pflanzen am Boden nur gut einen Meter Wassertiefe anzeigte – das wäre bei einem festen Untergrund 0,7 m Wassertiefe zu wenig gewesen. Da wären wir ohne Guide so wohl nicht mehr durchgefahren, zumal das Wasser auch nur eine graubraune, undurchsichtige Brühe war.
In der Marina-Einfahrt angekommen machten wir kurz am Tanksteg fest, um das an Land heben  mit der Kranmannschaft zu besprechen und dann ging es auch schon in die Kranbox und ab in die Lüfte mit uns DREIEN. So standen wir frisch abgespritzt am 23.Oktober 2021 um 14:30Uhr hoch und trocken im Werftbereich der Royal Phuket Marina.
Unsere Position ist: N07°58,076‘ E098°23,485‘. Gegenwinds Standort findet ihr auch auf „MarineTraffic“.

Jetzt war unsere Idee, endlich mal etwas Ruhe zum Regenerieren zu finden, unsere „Wunden zu lecken“ und unsere nächsten Schritte zu planen und umzusetzen.

Bis heute (Silvester) suchen wir immer noch die Zeit zum Regenerieren, denn irgendwie sind die Wartungs-, Reparatur- und Vorbereitungsarbeiten um die kommende Segelsaison für unsere Weiterfahrt zu bekommen doch sehr aufreibend und können mit jedem Alltagsstreß in einem normalen Arbeitsleben problemlos konkurrieren, zumal ja auch noch die nächste COVID19-Variante in der Tür steht und damit droht uns die Türen vor der Nase wieder zu verschließen. So haben wir nicht einmal mehr viel Zeit für Ablenkungen.

Nun aber erst einmal zu unserem allerersten Blick, als Gegenwind aus dem Wasser heraus war. Er galt natürlich Gegenwinds Unterwasserschiff und den Schäden, die durch das Stranden auf dem Riff entstanden waren.

Es zeigte sich jetzt, wie stabil Gegenwind doch gebaut ist. Ja, sie zeigte GFK-Schäden am Kiel, aber alles reparierbar, auch die Stelle an der Kielhacke, die herausgebrochen war – ein ca. 10cm² großes Stück. Der Edelstahl-Skeg, mit dem Ruder hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen nur ein wenig Farbe und einige Muscheln verloren – Glück im Unglück nennt man das wohl!

Die ersten Tage auf dem Trockenen galten unserer Umgebung. Wir wohnen natürlich weiter auf Gegenwind auch wenn sie in der Werft steht und damit etwas unkomfortabler ist.

Wir erkundeten die Infrastruktur: Zuallererst stand die Frage auf dem Plan, wo und wie bekommen wir Ersatzteile für uns und für Gegenwind. Wo gibt es Brot, wo bekommen wir frisches Obst und Gemüse, wie gut sind die Supermärkte ausgestattet mit unseren Alltagsprodukten, wie zum Beispiel „Klopapier“ und wie sind sie erreichbar, wo können wir mal etwas günstiges Essen gehen.
So machten wir uns auf den Weg. Unser Werftliegeplatz bietet einen soliden und vor allem sauberen Betonfußboden und ist umgeben von einer schicken Hotel und Wohnanlage, die Corona-bedingt allerdings fast vollständig ausgestorben ist. Morgens und abends werden die „Sandbox-Touristen“ von den Ausflugsbooten hier eingesammelt und abgesetzt. Außerdem werden Motorboote, die in einem riesigen Regalsystem gelagert werden,  mit Riesengabelstaplern aus dem Lagergestell ins Wasser oder wieder zurück ins Regalfach gestellt.
Die Leute sind freundlich. Allerdings kamen in unseren ersten Werfttagen immer wieder Arbeiter auf uns zu, die uns ihre Dienste anboten und in uns eine sprudelnde Einnahmequelle sahen. Den Zahn haben wir ihnen gezogen, denn so reich sind wir doch nicht, das wir Heerschaaren für dies und das und alles beschäftigen können. Unsere Devise ist da „Do it yourself“, denn damit kennen wir Gegenwinds Zustand und müssen uns keinen überflüssigen Schnickschnack aufschwatzen lassen, den wir, damit es klappt auch noch im Detail vorgeben und überwachen müßten – also daneben stehen und die Handgriffe erklären. So etwas brauchen wir nicht.

Von unserem Werftstellplatz aus brauchen wir zu Fuß etwa eine halbe Stunde bis an die Hauptstraße. Manchmal werden wir auch mitgenommen. Wir sind in einem Auto- und Motorroller- Land. Es gibt hier zwar Fußwege aber die verdienen eher den Namen Hindernisparkuhr, mit Verkehrsschildern auf Kopfhöhe für Helge, also Kopf einziehen. Außerdem sind die Fußwege gespickt mit etlichen Pfeilern, Autos, Kantsteinen und Sträuchern oder herunterhängenden Ästen, die es zu umrunden gilt. Viele Straßen haben gar keine Fußwege sondern nur Grünstreifen, so daß wir hier als Fußgänger meist die einzigen auf der Straße sind, denn wer will bei über 30°C im Schatten schon laufen und das auch noch auf dem Grünstreifen entlang vielbefahrenen, mehrspurigen Autostraßen. So haben wir uns unsere Umgebung wacker erkämpft und ein paar riesige Einkaufszentren und Supermärkte gefunden, bei denen wir unsere Vorräte besorgen können. Gut bestückte Segelausrüstungsläden gibt es hier ebenfalls, aber in der Nachbar-Marina ca.1,5km entfernt.

Um Euch mal einen kleinen Eindruck von unserem Streß zu geben und für uns beim Schreiben etwas Zeit zu sparen, zeigen wir Euch hier mal unsere To-Do-Liste:

  • Fangen wir einfach mit dem lädierten Kiel an, der muß abgeschliffen und neu geformt und aufgebaut werden.
    Den großen Bereich haben wir inzwischen fertig und auch das abgebrochene Stück ist neu geformt und an die Kielhacke angepaßt. Die Arbeiten bei über 30°C im Schutzanzug waren so schweißtreibend, daß Helge eine Wassertropfenspur hinter sich herzog, denn aus dem Anzug floß in Strömen der Schweiß aus den Arm- und Beinbündchen. Das war auch maximal 2-3 Stunden am Tag auszuhalten und nach zwei Tagen war ein Tag Ruhe angesagt. Helges Kommentar: „Ich fühle mich wie eine Dörrpflaume und das bei einem Trinkwasserdurchsatz von 5-6Litern am Tag.
    Für die kleineren Stellen auf denen Gegenwind gerade steht, muß sie noch einmal umgesetzt werden.
  • Neues Antifouling muß gestrichen werden, dazu muß auch der Wasserpaß noch einmal ca. 10cm höher gezogen werden, denn das ständige, heftige Schaukeln in Dili am Ankerplatz hat dort einen Teil des Überwasserbereichs zerstört, auch das ist inzwischen großteils erledigt.
  • Lackarbeiten an der fast völlig abgeblätterten Fußreling und den Handläufen müssen durchgeführt werden. Wobei wir auch da die erste Hälfte erledigt haben.
  • Außenbordsventile, die im vergangenen Jahr undicht geworden sind und sich nicht mehr bewegen lassen müssen erneuert werden. Eines ist schon ausgetauscht, das zweite ist teilweise demontiert.
  • Die Ankerhalterung am Bugbeschlag hatte sich bei der Havarie verbogen und muß nun noch wieder gerichtet werden.
  • Der Anker schreit nach Rostentfernung und neuem Rostschutz
  • Die Ankerkette muß ersetzt werden, denn etliche Kettenglieder haben anstatt 8 nur noch 5mm Durchmesser – da war der Dauereinsatz in Dili einfach zu brutal.
  • Ein neues Kabel für unsere Zweifarbenlaterne am Bugkorb muß eingezogen werden, denn das alte Kabel hat Wasser gezogen und ist Stromundurchlässig geworden.
  • Der Gaskasten braucht einen neuen Abflußschlauch
  • An einem Riesenprojekt sind wir gerade dran: Die Propellerwelle braucht ein neues Lager und dazu muß der Motor aus dem Motorraum heraus. Außerdem stehen am Wärmetauscher noch ein paar Dichtungen zum Wechsel an. Von der üblichen jährlichen Motorwartung, wie z.B. Ölwechsel, Filterwechsel brauchen wir da kaum noch reden, denn die werden wir in einem Abwasch gleich mitmachen.
  • Ein Dorn im Auge ist uns seit einiger Zeit unsere Rettungsinsel, denn die ist so in die Jahre gekommen. Das Thema Wartung konnten wir bisher vergessen, denn das war für unser Modell nirgendwo möglich. Hier würde man sich dran versuchen aber der Wartungspreis liegt nahezu beim Preis einer neuen Insel. So haben wir uns entschieden unsere alte in den Ruhestand zu schicken und eine neue an Bord zu nehmen.
    Wir haben es uns nicht nehmen lassen die alte Insel dann auch mal zu testen – die Entscheidung für eine neue Insel ist goldrichtig.
  • Wir werden unsern Wassermacher wieder aktivieren und dazu eine neue Membrane und viele neue Dichtungen einbauen. Eigentlich hatten wir vor uns auf Zwischenstopps mit Trinkwasser zu versorgen, aber das war vor Corona. Jetzt müssen wir wohl mit den vielen Corona-Einreiserestriktionen eine Nonstop-Tour planen und dazu benötigen wir mehr Trinkwasser als wir an Bord mitschleppen können.
  • Unser Windgenerator war hier am Quarantäneankerplatz ausgefallen und so müssen wir für unsere Stromversorgung auch etwas tun. Eigentlich sollten Ersatzteile bereits auf dem Weg sein, aber bedingt durch die weltweiten Lieferprobleme von Elektronikteilen und einem doch komplizierteren Ersatzteil warten wir noch auf Antworten von dem Hersteller, kurz vor Weihnachten hat der einfach die Kommunikation eingestellt und zeigt seitdem keine Reaktion mehr.
    Wir werden eine Lösung finden müssen, sonst bekommen wir unsere Stromversorgung nicht gedeckt.
  • Unserem ENO-Kochherd konnten wir hier wieder einen elektrischen Zündfunken auf Knopfdruck verpassen. Das Anzünden per Feuerzeug, wenn auf See die Kochtöpfe draufstehen war doch ein ziemlicher Balanceakt.
  • Der Schiffspropeller muß noch mit Antifouling gestrichen werden
  • Und ein paar Anoden als Korrosionsschutz brauchen wir auch noch
  • Wir haben nun auch wieder einen zweiten Computer an Bord. Wenn unser inzwischen doch etwas betagtes Panama-Modell den Geist aufgeben sollte, wollen wir unterwegs auf jeden Fall Wetter abrufen und auswerten können und auch unsere Sicherheitsmeldungen und die Kommunikation mit den Einreisebehörden und Agenten per Email sind essentiell.
  • Elektronische Seekarten für den Indischen Ozean und das Mittelmeer hängen gerade in Bangkok fest. Wir hoffen die schaffen das letzte Stückchen zu uns jetzt auch noch in den nächsten Tagen.
  • Ein neues Großsegel mußten wir in Auftrag geben, denn bei unserem alten sind nicht nur die Nähte schadhaft, sondern auch das Tuch im oberen Bereich hat angefangen mürbe zu werden. Dazu werden wir auch noch einen extra Bericht liefern, denn die Segelmacherei hier vor Ort hat uns echt beeindruckt.
  • Natürlich stehen ganz nebenbei noch die Routenplanung, die Verproviantierung und die Frage nach den möglichen Zielhäfen auf unserem Zettel. Allerdings verursachen die Zielhäfen mit den Corona-Einreiseformalitäten und der sich ausbreitenden neuen Corona-Variante und deren Einfluß auf die Weiterfahrt uns immer größeres Kopfzerbrechen.


Wer möchte darf uns bei der Liste natürlich gerne unterstützen – nutzt einfach den PayPal link.

Wir sind ziemlich traurig darüber, das wir es immer noch nicht hinbekommen haben, allen unseren super lieben und treuen Unterstützern eine persönliche Nachricht zu schicken.
Also sagen wir auf diesem Weg erst einmal super vielen herzlichen Dank!  
Aber keine Angst das ist nicht alles, denn wir melden uns noch persönlich, es dauert nur, denn wir kämpfen mit der Organisation von Ersatzteilen und administrativen „Kleinigkeiten“ die uns so ziemlich die Nerven rauben – und so genervt dürfen wir wirklich niemandem gegenübertreten oder schreiben… .

GUTEN RUTSCH!

Viele Grüße von der gestreßten Gegenwindcrew aus der Royal Phuket Marina, Thailand
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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