Aus der Armut …

Zeit zum Ausruhen auf Gegenwind

Zeit zum Ausruhen auf Gegenwind

Am Freitag, den 20. Januar 2017 um 14:00 Uhr holten wir unseren Anker vor Bocas Stadt ein letztes Mal ein. Das Wetter versprach uns ausreichend Zeit für den kommenden Törn und so zog es uns weiter Richtung Osten.

Wir motorten zum Ostausgang aus dem Bocas del Toro Archipel, dem Crawl Cay Kanal. Da die Durchfahrt durch den Kanal allerdings mit vielen Flachs bestückt ist, machten wir unseren ersten Nachtstopp mitten zwischen den Mangroveninseln Fero Cay und Isla Popa. Es war herrlich ruhig, ab und zu mal ein motorisiertes Wassertaxi oder das Plätschern von einem vorbeipaddelnden Fischer. Der Abend kündigte sich mit einem dunkelblauen, glasklaren Sternenhimmel an – einfach super kitschig schön! …wären nicht wieder diese verdammten Sandfliegen aufgetaucht um uns mit Essigeinreibung, Räucherkerzen und Antihistamintablette in den Salon zu vertreiben – aber so ist das halt im Paradies.

Am kommenden Vormittag verließen wir das hübsche Fleckchen, passierten den Crawl Cay Kanal und setzten unseren Kurs unter Motor auf die Zapatilla Cays ab, zwei kleine von Riffen umgebene Inseln ca. eine Motorstunde vor dem Bocas Archipel.
Leider war der Ankerplatz sehr unruhig, und so beschlossen wir weiterzufahren in Richtung Bluefield Lagune, einer geschützten Bucht am Festland. Wir wurden von einem anderen Schiff, das dort vor Anker lag, schon erwartet. Die Bucht war malerisch. Die Einfahrt war weit und an einigen Flachstellen standen riesige von der Natur geschaffene blumentopfartige Felseninseln im flachen Wasser, ein „Indianerdorf“ breitet sich um die Lagune herum in den Hügeln aus, zwei oder drei Motorboote fuhren kurz einmal von einer Seite der Lagune zur anderen und so fiel unser Anker nach 22 Seemeilen in das dunkle Lagunenwasser auf 11 Meter Wassertiefe.

Kurz vor dem Dunkelwerden kam noch ein drittes Schiff in die Lagune zum Ankern. Der Abend war wieder malerisch, ein paar einheimische paddelten in ihren Einbäumen über die Lagune, winkten und mit zunehmender Dunkelheit wurde es immer stiller. Hier und da hörten wir noch einen Hund bellen, ein paar Vögel schreien und den einen oder anderen Fisch aus dem Wasser schnellen. Die Sandfliegen hielten sich an unserem Ankerplatz diesmal erträglich zurück. Mit der Dunkelheit wurde wieder ein wunderschöner dunkelblauer Sternenhimmel sichtbar. Von dem Dorf war nun auch nichts mehr zu sehen, es war bis auf drei oder vier Lichter stockfinster und absolut still. Wir drei Segelschiffe in der Bucht machten mehr Licht als das gesamte Dorf von geschätzten 40 Häusern – wow!

Am folgenden Morgen erwachte das Dorf langsam mit dem Hellwerden – ein Motorbetriebener Grasschneider war zeitweise zu hören, sonst war es fast still. Fischer und Dorfbewohner die sich mit ihren Einbaum Kanus auf der Lagune bewegten verursachten nur leise Geräusche beim Paddeln und Plaudern.

Wir saßen noch beim Frühstück als vor Gegenwind ein zaghaftes: „Hello“ zu hören war. Wir schauten hinaus und in ein paar Metern Abstand saßen zwei Mädels in ihrem hellblauen Einbaum Kanu und riefen zu uns herüber. Nachdem wir das „Hello“ erwidert hatten kamen sie herangepaddelt, hielten sich dann an Gegenwind fest und fingen an auf Spanisch auf uns einzureden. Unsere Frage ob sie denn Englisch verstehen, beantworteten sie mit einem grinsenden „Si“, verstanden aber kein Wort. Aber solche kleinen Sprachbarrieren verhindern natürlich keine Verständigung und so wußten wir sehr schnell was sie wollten. Sie fragten uns nach Englischbüchern und Kugelschreibern. So suchten wir ein paar Kugelschreiber hervor, reichten sie rüber, während die beiden Mädels in ihren Kanus neugierig aufstanden und versuchten einen Blick in Gegenwinds Cockpit zu werfen. Nachdem sie die Kugelschreiber in den Händen hielten, machten wir uns an die Arbeit um Gegenwinds Anker zu lichten, während die beiden leise plappernd und kichernd davonpaddelten.

Viele Grüße aus Colon (direkt an den Karibikschleusen zum Panamakanal)
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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