Osttimor – Der Corona- Wahnsinn bringt uns Abgeschiedenheit

Mit selbstgenähten Masken

Wir wünschen Euch Frohe Ostern!

Seit zwei Wochen sitzen wir nun aufgrund des „State of Emergency“ an Bord fest. Es fällt uns nicht leicht die Zeit hier in Untätigkeit und Ungewißheit an Bord zu verbringen. Zum Glück haben wir an Bord Internet, so daß wir das aktuelle Geschehen verfolgen können und auch den Kontakt zur Außenwelt aufrechterhalten. Seit ein paar Tagen ist das Internet allerdings etwas schlechter geworden, denn man will Online-Kapazitäten für Schule und Studium freihalten. Wobei nur ca. 50% der Studenten sich überhaupt einen Internetzugang oder auch nur ein Smartphone dazu leisten können.
Naja, solange wir wenigstens weiterhin Emails verschicken und an Infos kommen können, ist das ja besser als gar nichts, aber noch geht zeitweise etwas mehr als das.

Inzwischen haben wir eigene selbstgenähte Masken. Asha hat Nadel und Faden geschwungen und Stich für Stich ein paar schicke Masken angefertigt. Übrigens scheinen hier noch genügend Masken auf dem Markt zu sein, denn Stoffmaskenverkäufer laufen herum und viele Leute tragen die dünnen grünlichen Einmal-Papiermasken, von denen vermutlich bald viele davon an Gegenwind als Müll vorbeischwimmen werden.
Außerdem tut die lange Zwangspause Gegenwinds Großsegel gut, denn nun ist mal Zeit um einige Nähte nachzunähen und ein paar Flicken aufzusetzen.
Viel Zeit bedarf es an Bord fürs Zubereiten unserer Mahlzeiten. Während der ersten Woche gab es zum Frühstück selbstgebackenes Bananenbrot. Auch zum Mittagessen läßt Asha sich immer wieder etwas Neues einfallen: Pizza mit selbst zubereitetem Teig, Kartoffelpuffer, Kürbisgerichte, Risotto- Variationen, Pfannkuchen nach eigens angepaßten Rezepten, denn wir haben nicht immer alle Zutaten die eigentlich verwendet werden sollten. Der Smutje ist ja bekanntlich für die gute Laune an Bord verantwortlich!

Zweimal sind wir inzwischen sogar an Land zum Einkaufen gewesen: am Samstag, den 4. und Donnerstag den 9. April 2020. Wir sind dabei ebenso unsicher, wie die Maritime-Polizisten bei denen wir unser Dingi abstellen und über deren Tor wir auschecken. Die Regeln besagen zwar, daß Ausländer die länger im Land sind, Einkaufen und die dringendsten Dinge erledigen dürfen aber die Verantwortung dafür sorgt doch für Unsicherheit und so auch für die verschiedensten Aussagen. Aber wir sind ja zum Glück schon lange bekannt und wenn wir mit unseren leeren Wasserkanistern vor dem Wachhäuschen stehen und erklären, das wir Proviant und Trinkwasser benötigen, verstehen sie es doch, denn auch deren Mama muß alle fünf Tage einkaufen, damit sie etwas zu Essen bekommen. Das haben sie uns erzählt. Dabei werden wir allerdings gut kontrolliert, wie lange und wohin wir gehen.
Die Straßen sind relativ leer, die Supermärkte sind geöffnet und die Regale voll, sogar bei einigen kleinen Läden stehen die Türen offen und auch der Obst-und Gemüsemarkt ist gut bestückt. Allerdings heißt es überall Maskenpflicht und auch das Händewaschen ist ein muß. Dazu stehen Seife und entweder Wasserspender oder richtige Wasseranschlüsse zur Verfügung. Die Versorgung des Landes scheint auch weiter zu funktionieren, denn wir sehen immer wieder Containerschiffe zum Entladen im Hafen anlegen.

Uns ist bei unserem zweiten Einkaufsbesuch deutlich geworden, daß die ersten Menschen hier anfangen Hunger zu leiden, obwohl die Regierung auch hier Hilfsmaßnahmen eingeleitet hat. Wir wurden von mehreren Menschen angesprochen und höflich um Hilfe gebeten, einige Straßenjungen versuchten uns doch noch mehr Obst anzudrehen, als wir wollten und wir wurden auch direkt nach etwas Eßbarem oder etwas Geld, konkret für Essen gefragt. Das ist neu, denn das haben wir hier bisher noch nicht erlebt. Wohin das nicht nur hier, sondern weltweit wohl noch führen wird?

Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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