Die Wanderwege auf Madeira sind schon toll. Nachdem wir unsere Ankerbucht die Enseada da Abra am östlichen Ende von Madeira aufgrund einer aufziehenden Wetterverschlechterung verließen, liegen wir seit Dienstag dem 11. November 2014 im nahegelegenen Yachthafen von Quinta do Lorde. Jetzt wissen wir auch, das der Blick aus jeder Richtung auf den östlichsten Zipfel Madeiras einen herrlichen Anblick bietet.
Unerwarteter Besuch auf Madeira stellte sich am folgenden Donnerstag ein. Bei Ashas Vater und seiner Lebensgefährtin paßte tatsächlich die Urlaubsplanung mit unserem Aufenthalt zusammen. So verbrachten wir einige genüßliche Stunden gemeinsam in Funchal.
Wir erleben auf dieser wunderschönen Insel leider recht ungemütliches Wetter, so daß wir bedingt durch Sturm und Starkregen zeitweise an Gegenwind gebunden sind um auf ihre Leinen und Fender aufzupassen. Die Temperaturen haben ebenfalls nichts mehr mit einem gemütlichen Sommer zu tun: wir frieren bei nur noch 19°C 😉 .
Nichts desto trotz unternahmen wir gemeinsam mit Tom von der Cariad eine Bustour nach Portela zu einer 11 km langen Wanderung entlang der urigen Levada do Furado. Wie jede andere unserer Busfahrten hier war auch diese wieder ein Erlebnis für sich, da die Straßen auf Madeira in schmalen Serpentinen angelegt sind. Unser Busfahrer machte sich vor Fahrtantritt jedenfalls erst einmal ordentlich warm: Hände ausstrecken, Steuer einstellen, Sitzt zurechtrücken, Gangschaltung ausprobieren um dann kräftig Gas zu gegeben. Wie bei einem Rennwagen kurbelte er sportlich am Lenkrad und drängelte auch schon mal hinter so einem langsamen PKW hinterher, bestimmt so ein Touri-Mietwagen. So kamen wir mit einem der sichersten Verkehrsmittel Madeiras glücklich an unser Ziel.
Bei leichtem Nieselregen begannen wir unsere Levadawanderung bei der uns dann manch ein Waldgeist entgegenlugte. Die Levadas sind künstliche Wasserläufe die dazu dienen aus den niederschlagsreichen Gebieten im Norden von Madeira die landwirtschaftlichen Anbaugebiete im Süden zu bewässern. Die ersten Levadas entstanden im 15. Jahrhundert.
Einige Tage nach der Wanderung stellte sich dann eine ausgereifte Erkältung bei uns ein. Erst lag Hege flach und kurz danach war dann Asha fällig. Damit war unsere Unternehmungslust erst einmal hin und wir verbrachten die Tage mit Teetrinken, Inhalieren und Gesundschlafen.
Ganz durften wir uns dann allerdings doch nicht unserem Leiden hingeben, denn wir mußten uns ordentlich um Gegenwind kümmern, da ein Sturm nach dem anderen durchzog. Der erste erwischte uns am Samstag den 22.November 2014 mit 7-8 Beaufort. Der Hafen war allerdings im Lee der Insel gut geschützt. Nach diesem ersten anstrengenden Sturm brutzelte Asha auf dem Dieselofen der Cariad einen Sauerbraten den wir zu fünft (Cariad-, Shogun- und Gegenwindcrew) genüßlich verspeisten.
Am Montag, als der Sturm sich legte wurde ein kurzes Wetterfenster für den Sprung zu den Kanarischen Inseln geöffnet, den viele andere Segler nutzten. Wir aber blieben hier, um unsere Erkältung auszukurieren. Die Cariad und die Shogun leisteten uns dabei Gesellschaft, da ihnen das Wetterfenster nicht geheuer aussah.
Der nächste Sturm zog dann am Donnerstagabend mit 8-9 Beaufort auf. Die Nacht war etwas unruhig, da der Wind in die Hafeneinfahrt hineinpfiff und Gegenwind an ihren Leinen zerrte. Entgegen der Wettervorhersage war der Spuk am folgenden Tag vorbei und die Sonne blinzelte uns an, als ob das Wetter keine Seele trüben könnte.
Da die Hafenmeisterin für den nächsten Sturm etwas nervös war, weil dieser laut Vorhersage aus Westen kommend genau in den Hafen hineinstehen sollte und sie den Schrecken vom Dezember 2013 im Gedächtnis hatte (viele Schäden und ca. 40 Tote), nutzten wir die Windstille um Gegenwind mit einem Spinnennetz aus Festmachern zu vertäuen, das Großsegel extra stramm auf dem Baum zu verknoten und das Vorsegel komplett von der Rollanlage zu bergen und zu verstauen. Im Hafen selbst wurde ein Steg evakuiert und mit extra Leinen gesichert, eine große Motoryacht wurde verlegt und dann ging es auch langsam los, natürlich am Abend. Gegen Mitternacht erreichte uns dann der Sturm mit vollen 9 Windstärken und Böen mit guten 11 Beaufort, ein orkanartiger Sturm fegte in den Hafen hinein. Gott sei Dank kamen die Wellen aus Norden und konnten somit unseren doch geschützten Hafen nicht erreichen. Gegenwind lag bei ohrenbetäubendem Lärm unruhig aber sicher in ihrem Spinnennetz vertäut. Nachts um 03:00 Uhr wurde Helge wach: da schlug ein Segel im Wind einige Stege weiter. Das Übertönte sogar noch das kreischen des Windes. Also sprangen wir auf und stürzten uns ins Ölzeug um den zusätzlichen Lärm abzustellen und natürlich dem armen Sportskameraden weitere Schäden zu ersparen. Nach einer ¾ Stunde Arbeit war das schlagende Segel gebändigt und sicher und nahezu unbeschädigt auf dem Vorschiff des Havaristen zusammengeschnürt. Wir konnten unseren unruhigen Schlaf fortsetzen.
Trotzt des ungemütlichen Wetters klingen unsere Erkältungen langsam ab und wir hoffen auf ruhigeres Wetter und endlich wieder eine sommerlichere Umgebung.
Der Wind zeigte bisher ein gutes Durchhaltevermögen und pfiff auch am 1. Advent weiterhin mit Böen von 8-9 Beaufort und Regenschauern über uns hinweg. Da half auch keine Wettervorhersage die von einer mäßigen Brise sprach während wir im gleichen Atemzug den Sturm mit deutlich über 40 kn maßen. So schauen wir jetzt jeden Tag zum Fenster raus, vergleichen die Vorhersage mit der Realität und wenn beides übereinstimmt werden wir schleunigst unsere Leinen lösen um zu den Kanarischen Inseln aufzubrechen.
Euch allen eine schöne und besinnliche Adventszeit!
Viele Grüße aus Quinta do Lorde (Ihla da Madeira/ Portugal)
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind