Winterarbeit in Las Palmas

Sonne und Salz machen Lackarbeiten dringend erforderlich

Sonne und Salz machen Lackarbeiten dringend erforderlich

Eigentlich wollten wir ja Mitte Dezember unsere Atlantiküberquerung starten aber es kommt mal wieder anders als wir uns das vorgestellt hatten.

Auch unsere besinnliche Adventszeit ist dahin, denn auch im Paradies wird geschuftet. Mal abgesehen von den täglichen Kleinigkeiten wie Wäsche waschen (per Hand versteht sich), Essen beschaffen und zubereiten müssen wir hier alles für die ca. dreiwöchige Atlantiketappe vorbereiten. Wir stellen also Gegenwind auf den Kopf um sie einmal komplett durchzuchecken und Reparaturen durchzuführen. So dauerte es volle drei Tage um ihre inzwischen stark in Mitleidenschaft gezogenen Holzteile abzuschleifen und neu zu lackieren. An einem weiteren Arbeitstag warteten wir den Motor. Anders als in unserem alten deutschen Winterlager müssen wir ganz nebenbei immer noch auf Gegenwind wohnen und sobald wir an einer Stelle arbeiten wollen, müssen wir alle dort untergebrachten Dinge vorübergehend irgendwo anders unterbringen, nur wohin damit wenn kein freies Plätzchen mehr zu finden ist und wir auch unsere Kojen nicht räumen wollen? So türmen sich zeitweise lauter tageslichtscheue Dinge an Deck, so daß man keinen Fuß mehr vor den anderen setzen kann – wie gut wenn es dabei nicht regnet.

Bei unseren Arbeiten mußten wir feststellen das Gegenwind sich auf der bisherigen Etappe mächtig ins Zeug gelegt hat, denn sogar die Muttern von ihren Püttingeisen (Befestigungspunkte an Deck für die Wantendrähte, die den Mast halten) waren gelockert und das obwohl die Dinger auf allen unseren bisherigen Reisen nie solche Marotten besaßen. Mit diesem Wissen führen wir unsere weiteren Kontrollen und Arbeiten noch pingeliger als bisher durch. Zusätzlich zu unseren eigenen Erkenntnissen findet hier ein reger Informationsaustauch unter den Seglern statt, bei dem natürlich die negativen Ereignisse häufiger und intensiver diskutiert werden als die schönen Dinge an denen man sich einfach und ganz selbstverständlich erfreut. So wird über mehrere Kenterungen, einige Mastbrüche einen gebrochenen Baum der gegenüber von unserem Liegeplatz repariert wurde und Schäden an Steueranlagen, zerrissenen Segeln sowie dem unberechenbaren Wetter aus den vergangenen Wochen gesprochen. Diese Themen führen nicht nur bei uns zu einem erhöhtem Arbeitseinsatz am eigenen Schiff sondern auch bei anderen Seglern. Der eine oder andere Starttermin wurde dabei schon verschoben.

Nebenbei gibt es hier im Hafen eine große Gemeinschaft von Seglern ohne Schiff die händeringend eine Passage über den Atlantik sucht. Wir werden täglich 2-3 Mal von den verschiedensten Menschen, jung oder alt, Paare oder Single, Männer oder Frauen aus allen Herren Ländern angesprochen ob wir nicht vielleicht doch noch Crewmitglieder suchen. Wir lehnen jedes Mal ab, denn wir wollen den Ozean zu DRITT meistern.

Wenn nichts dazwischenkommt wollen wir in der nächsten Zeit mal einen Tag freinehmen, die Arbeit komplett ruhen lassen und uns eine gemütliche Auszeit gönnen.

Eine Klage müssen wir hier allerdings noch loswerden, denn unsere Kommunikation ist in diesem Hafen leider wieder stark eingeschränkt, da wir für eine Internetverbindung im Hafen ca. 15 Minuten laufen müssen um uns dann auf einer Fensterbank sitzend einzuloggen oder in einer Bar bei Zeitlupengeschwindigkeit mit häufigen Abstürzen die Nerven zu verlieren und das zur Weihnachtszeit.

 

 

Euch allen eine schöne Vorweihnachtszeit!

Viele Grüße aus Puerto de las Palmas (Gran Canaria / Spanien)

Asha & Helge

Crew der SY Gegenwind

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