Äffchen wie im Zoo vom Militär bewacht

Von der Natur geformt

Von der Natur geformt

Datum: Samstag, 20.Mai 2017 unser erster Tag in Tumaco, Kolumbien

Unser Ankunftstag war echt anstrengend. Nachdem wir unseren Anker auf dem angewiesenen Platz vor dem Coast Guard Anleger endlich eingerichtet hatten, brauchten wir doch ein wenig Geduld. Der Ankerplatz ist nicht schlecht aber ein wenig jammern wollen wir dann doch, denn der Untergrund besteht aus Steinen und irgendwie kann man einen Anker darin schlecht eingraben. Also bleib uns nichts anderes übrig als so viel Kette auszubringen, das das Gewicht der Kette Gegenwind hält – bisher hat es geklappt.
Den Nachmittag beschäftigten wir uns damit am Funkgerät zu sitzen und mit dem englischen Sprecher Zeiten und Möglichkeiten für die Einklarierung zu besprechen. Eigentlich wollten die Jungs ja zu uns an Bord kommen, aber nach einigem hin und her kam dann deren Frage, ob wir den Hafeninspektor und einen Marineoffizier abholen können – die hatten gerade kein Boot zur Hand. So pulten wir unser gut verpacktes Beiboot aus dem Vorschiff, pumpten es auf und holten die beiden nacheinander ab, denn unser Beiboot ist ja nur ein ganz kleines Bötchen für zwei Personen. Die beiden Offiziellen setzten sich tatsächlich ganz unstandesgemäß und ohne ihre Schuhe, denn die durften sie in unserem Schlauchboot nicht anbehalten hinein und ließen sich zu Gegenwind bringen. Der Papierkram ging super kolumbianisch freundlich von statten und nach einer halben Stunde konnten wir sie wieder an Land setzten. Das war der erste Teil der Formalitäten.
Jetzt ging es für uns daran unser Schlauchboot sicher an Deck zu verstauen und vor allem den Anweisungen des Hafeninspektors zu folgen und den Außenbordmotor irgendwie im Schiff oder wenigstens im Cockpit zu lagern, anstatt ihn an seine Halterung hinten an Gegenwind, am Heckkorb, anzuhängen. Vergangene Woche wurde einem anderen Segler ein Motor gestohlen und so wollen die Offiziellen uns vor solchen Unannehmlichkeiten schützen. Wir fühlten uns übrigens schon jetzt super beschützt vom Militär, denn da wir direkt vor dem Coast Guard Anleger ankern, ist immer mindestens ein Soldat auf Posten, der die Coast Guard Schiffe und Gegenwind scharf im Auge behält und im Dunkeln immer wieder anstrahlt um zu gucken ob alles OK ist. Wenn sich unsere Blicke treffen gibt es ein beiderseitiges freundliches Winken. Aber zunächst waren wir müde und gingen Schlafen.
Am heutigen Morgen mußten wir leider früh aufstehen, denn der nächste Teil der Formalitäten stand an. Wir hatten einen Termin mit unserem Agenten, denn den braucht man um die Pässe und die Schiffspapiere zu erledigen. Doch bevor wir an Land konnten, eigentlich müssen wir sagen Helge, denn der Hafeninspektor hat uns empfohlen eine Person immer an Bord zu lassen um auf das Schiff aufzupassen, kam noch eine Gruppe kolumbianischer Elitesoldaten in Sportzeug zu uns herausgefahren um mit uns zu klönen. Consalo, der Chef der Gruppe bot uns an, am morgigen Sonntag mit uns zum Einkaufen und einer Runde durch Tumaco zu fahren – super nett oder? Er hält es für ungefährlich Gegenwind während der Tageszeit alleine zu lassen.
Die Stempel waren übrigens schnell in den Pässe gedruckt und bei der Gelegenheit bot auch Bruce, unser dolmetschender Offizier seine Hilfe bei Erledigungen während seiner Freizeit an – kolumbianisch halt. Der Agent erhielt sein Geld und nun fehlen nur noch zwei weitere Termine für den letzten Papierkram.
Helge erfuhr dann von Bruce noch, das wir hier auf einer sehr beliebten Kokainstraße sind und ein bis zwei schnelle offene Boote mit ein bis zwei Tonnen von dem Zeug pro Woche abgefangen werden. Sogar mit kleinen selbstgebastelten U-Booten hat man versucht durchzukommen. Die abgefangenen Boote liegen hier gut bewacht herum und vergammeln. Den Rest des heutigen Tages haben wir an Bord verbracht und uns von dem Seestück ausgeruht. Wir sind an unserem Ankerplatz allerdings ein tolles Ziel für Urlauberboote (Tumaco ist ein beliebtes Kolumbianisches Urlaubsziel), Fischer und auch die Militärs schauen gerne vorbei um uns zu Winken und zu bestaunen – halt wie Äffchen im Zoo aber trotzdem eine nette Geste.
Viele Grüße aus Tumaco, Kolumbien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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