Nun waren wir ja schon wieder viel länger in Panama City als eigentlich geplant, aber vor einer Ozeanpassage muß an vieles gedacht werden und gerade für die langen Strecken auf dem Pazifik heißt es Proviant, Ersatzteile, Wasser, und und und … alles an Bord zu haben, denn die Versorgung wird noch schwieriger und teurer als bisher – so die Aussagen von Seglern die schon Erfahrung haben.
Zunächst erschraken wir allerdings erst einmal als am Samstag, den 15. April 2017 in der morgendlichen Funkrunde nach besonderen Vorkommnissen gefragt wurde und sich vier Schiffe an unserem Ankerplatz in La Playita meldeten, denen man in der Nacht das Beiboot mit Motor oder den Außenbordmotor gestohlen hatte. So etwas passiert leider immer mal wieder und muß auf einer Reise wohl einfach mit eingeplant werden. Blöd ist es halt, das so etwas immer zum falschen Zeitpunkt oder am falschen Ort passiert.
Für uns sollte unsere Abreise aber immer näher rücken und da Gegenwind nun schon so lange in dem dreckigen und nährstoffreichen Wasser von Panama City lag, wollten wir ihr Unterwasserschiff säubern. Das war allerdings nicht so einfach wie gedacht, denn wir wollten eigentlich nicht ins trübe Schmutzwasser oder jemanden anheuern, der viel Geld verlangt. So beschlossen wir also einen Kompromiß. Wir warteten die richtige Gezeit ab, bei der die Strömung gering war, beobachteten die Schmutzteppiche und als alles einigermaßen paßte ging Helge einmal schnell hinein um wenigstens den Propeller vom schlimmsten Bewuchs zu befreien, während Asha auf Wachposten stand. Im Anschluß daran gab es viel kostbares Süßwasser um Helge wieder einigermaßen von dem Ekeldreck zu befreien.
Nachdem wir so vorbereitet am Sonntag, den 02. April 2017 unseren Anker vor La Playita einholten, fuhren wir zu der ca. fünf Seemeilen vorgelagerten Insel Taboga. Wir wurden bei der Fahrt ordentlich ernüchtert, denn trotz geschrubbtem Propeller schaffte Gegenwind mal gerade eben drei Knoten Fahrt. Das war ein wenig Nerv tötend. Aber ein schöner Ankerplatz in relativ klarem Wasser direkt vor dem pittoresken Strand der Insel Taboga ließ uns die Fahrt schnell vergessen.
Die Insel Taboga wird von reichen Panamaern und US-Amerikanern gerne zu einem Wochenendausflug genutzt, und so lagen viele riesig große Motorboote mit uns am Ankerplatz und die fast ausschließlich schwarzen Bediensteten durften die Kinder der weißen Bootsbesitzer mit Jet Ski, rasanten Motorbötchen, und anderen lärmmachenden Badegerätschaften bespaßen, während die Herrschaften beim Cocktail von Bord aus zuschauten. Für uns war das ein interessantes Schauspiel, wobei wir auch hier wieder einmal erkennen mußten, das die Hautfarbe eine sehr große Rolle spielt in der Verteilung der Rollen: weiß gleich reich und herrschend und schwarz gleich Dienerschaft. Wir schreiben das hier einmal so auf, da diese Szene eine so typische für die Karibik, besonders für Panama ist und so gar nicht zu unserem modernen europäischen Weltbild passen will, so daß wir sogar wieder einen Spruch aus uralten Zeiten entdeckt haben, der hier leider trotz aller Intelligenz in der heutigen Zeit noch Gültigkeit hat: Der Weiße und sein schwarzer Diener „Bimbo“. Das ist hier so, aber wir müssen da ja nicht mitmachen.
In den Abendstunden verließ die Motorbootgesellschaft den Ankerplatz wieder und wir hatten das schmucke Plätzchen für uns. Nur leider hatten wir uns etwas zu früh gefreut, denn mit der Dunkelheit frischte der Wind auf und drehte auf Nordwest, so daß wir auf Leegerwall lagen, die Wellen also von der offenen Seite genau auf den Strand standen und uns fürchterlich durchschüttelten. Die Nacht verlief also ziemlich unruhig und wir verlegten uns am nächsten Vormittag auf die andere Seite des Strandes direkt vor den Ort, so daß wir von einer Landzunge gegen die nächtlichen Nordwestwinde besser geschützt waren.
Nun begann die Arbeit! Mit Taucherbrille, Schnorchel und Kratzer bewaffnet gingen wir zur Hoch- und Niedrigwasserzeit ins Wasser um Gegenwinds Unterwasserbewuchs zu beseitigen. Leider mußten wir die Arbeiten auf die Zeiten um Hoch- und Niedrigwasser beschränken, da der Gezeitenstrom ein Arbeiten unter Wasser super schwierig machte. Nach vier Wochen ankern im Pazifikwasser kratzten wir nun einen ca. zwei Zentimeter dicken Gras, Muschel und Krill- Panzer von Gegenwind ab, also kein Wunder das sie bei der Fahrt nach Taboga nicht auf ihre normale Geschwindigkeit kommen konnte. Das Vergnügen dauerte ein paar Tage. Besonders viel Spaß machte uns der Krill, der in alle Körperöffnungen kroch und sich an der Haut zwickenderweise festklammerte. Unsere Ohren schützten wir indem wir Ohrstöpsel trugen und los wurden wir den Krill von der Haut am besten mit viel Shampoo. Nach sechs Tagen verließen wir Taboga wieder mit einem sauberen Unterwasserschiff um die letzten Besorgungen in Panama City zu machen und uns in paar Tagen abzumelden.
Viele Grüße aus Panama
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind