Datum: Dienstag, 31. August 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 07°44,491‘, E 121°19,795‘
Kurs 280°, Geschwindigkeit 4,5kn, Genua III klein gerollt, Motorfahrt, Tagesetmal traurige 37sm, seit Dili 285sm gesegelt, noch zu segelnde Strecke 1797sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: blauer Himmel, diesig, 31,6°C im Schiff erschöpfend schweißtreibend heiß, Wassertemperatur 28,1°C, Wind 1 Beaufort aus Südost, See 0,3m.
Flaute! Den größten Teil der Nacht sind wir getrieben. Auch jetzt ist vom Wind kein Zeichen zu sehen. Wir fahren für zwei Stunden unter Motor um die Batterien zu laden und vielleicht heute mal eine kühle Cola zu Mittag zu genießen. Wenn der Wind nicht wieder kommt, werden wir weiter treiben, denn unseren Dieselkraftstoff müssen wir für die Passage von Singapur nach Thailand sparen.
Wir haben es jetzt geschafft weiter zu kommen als bei unserem Versuch im Januar 2020 als Gegenwinde und Strömungen uns einfach nach Timor-Leste zurückgeschoben hatten. Nun laufen Wind und Strömung zumindest in unsere Richtung.
So ein ruhiges Seestück birgt allerding eine einmalige Gelegenheit, wir haben Zeit das Erlebte einmal in aller Ruhe zu reflektieren. Timor-Leste hat uns einige ungeahnte Herausforderungen beschert. Da war der Ankerplatz, der ständig unsere volle Aufmerksamkeit erforderte, mit der sich immer wieder verknotenden Ankerkette, mit starkem Wind und Wellen, die uns spontan und ungeplant einfach mal so für Wochen an Bord gefesselt hatten und uns zudem ein Leben wie auf einem Rodeo-Pferd brachten. Außerdem mußten wir ein Feuer auf einem Nachbarboot miterleben, das uns mächtig einheizte und auch eine erhebliche Gefahr für uns darstellte. Weiter haben wir einen entstehenden Zyklon überstanden, bei dem wir schon Notfallpläne bereithielten. Aber zu unserem Glück brachte der Zyklon hauptsächlich Regenmassen, die schlimm für das ganze Land waren und uns inmitten eines Flutkatastrophengebietes katapultierten.Wir haben die Härte eines Entwicklungslandes miterlebt. Wir haben in S
upermärkten vor der Aussage gestanden, das gibt es erst mit der nächsten Lieferung in ein paar Monaten wieder. Wir haben Tonnen von Trinkwasser in Rucksäcken und mit dem Dingi an Bord geschleppt. Wir haben gelernt was es bedeutet, keinen einfachen Zugang zu Brauchwasser zu haben und auch mal für Wochen auf eine Dusche zu verzichten. Wir haben um uns herum Plastikmüll, Öl und Wegwerfwindeln als normal kennengelernt, in dem wir wirklich nicht einfach mal baden wollten. Wir haben Dili, die Hauptstadt im Großen und Ganzen eher als positiv langweilig schätzen gelernt und wüden wenn sich die Möglichkeit bietet auch gerne wieder einmal zurückkehren.
Das eigentlich tollste an Dili, Timor-Leste, sind seine Menschen. Wir haben viele freundliche Menschen kennengelernt und auch einige neue Freunde gefunden und die Policia Maritima, bei denen wir unser Dingi abgestellt haben, nannten uns einen Teil ihrer Familie. Das auffälligste an den Menschen war für uns die Ehrlichkeit, und die gegenseitige Freiheit einfach zu alles Fragen was uns oder unsere Gesprächspartner interessierte. Die Antworten kamen immer offen und frei heraus ohne gleich an ein was wäre wenn zu denken.
Viele Grüße aus der Flores See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Wir verfolgen eure Route und stellen uns vor, wie ihr Flaute und Hitze durchsteht, aber endlich auch mal baden könnt und befreit seid von den Unbillen der Vergangenheit mit einem ruhigen Ankerplatz in Phuket vor Augen.
Wie viel Diesel habt ihr denn an Bord?