Spanien –Die Säulen des Herakles am Ende der Welt

Almerimar: Freunde haben unsere Leinen gelöst
Almerimar: Freunde haben unsere Leinen gelöst

Das Wetter hatte uns jetzt mal wieder länger – deutlich länger – festgehalten als wir eigentlich erwartet hatten, diesmal in Almerimar. Aber bei stürmischen Winden oder gar einem schwerem Sturm, wie er am Montag, den 21. November 2022 über uns hinwegfegte, wollten wir uns wirklich nicht auf See vergnügen. Abgesehen davon sind die Wetterfenster für die Weiterfahrt auch nicht so stabil, daß sich mit denen eine Weiterfahrt ergibt. Da wollten wir doch lieber noch mit neugewonnenen Freunden ein wenig Zeit zusammen verbringen.

Für das erste Adventswochenende versprach der Wetterbericht allerdings so guten Segelwind, daß wir die Chance dann doch nutzen wollten um „ans Ende der Welt“ zu gelangen. So lösten unsere Freunde am Samstag, den 26. November 2022 um 10:45 Uhr unsere Leinen von der Pier in Almerimar und wir motorten aus dem Hafen.         
Der morgendliche Wetterbericht hatte schon angedeutet, daß wir wohl Anstelle eines guten Segelwindes eher mit schwachen Winden rechnen sollten. Naja, was soll es, so motorten wir halt.

Dieses Mal wollten wir unsere üblichen Nachtwachen ändern. Asha sollte die erste Wache von 19:00 Uhr bis 02:30 Uhr fahren, während Helge die zweite Nachthälfte bis zum Frühstück, also die Ansteuerung der Meerenge von Gibraltar übernehmen sollte. Die Nacht wurde für uns bitter kalt, die Wassertemperatur betrug nur noch 13,3°C und somit war es selbst im Schiff nur noch 15°C kalt und ekelig feucht, ganz zu schweigen vom Cockpit. So kauerten wir uns während der Wachen in mehrere Stoffschichten gehüllt in unsere Ecke um Ausschau zu halten und Gegenwinds Kurs zu überwachen.

Diesmal hatte selbst die so einfache Motorbootfahrt ihre Tücken. Was im Tagesverlauf anfangs mit der Strömung so zügig und entspannt lief, geriet ab 03:00 Uhr nachts mächtig ins Stocken, denn eine Strömung gegen uns reduzierte unsere Geschwindigkeit massiv, so daß wir vielfach nur mit gerade mal drei Knoten Fahrt vorankamen. Teilweise konnte Helge während seiner Nachtwache zwar den Wind nutzen und das Vorsegel zur Unterstützung ausrollen aber das beschleunigte uns kaum. Mit der Segelunterstützung war aber gegen 06:00 Uhr wieder Schluß.

Die Strömung war so kräftig gegen uns, das unsere Idee in den Vormittagsstunden an unserem Ziel anzukommen, nicht einzuhalten war. Damit hatten wir nicht gerechnet, denn unsere Strömungskarten hatten uns das so nicht verraten.
Der alte Spruch „Navigation ist wenn man trotzdem ankommt“, hat halt auch trotz moderner Technik heute immer noch nicht ausgedient und so gab es gegen 10:00 Uhr, nachdem Asha aufwachgewacht und unser gemeinsames Frühstück präpariert hatte etwas zu Essen und einen heißen Tee. So motorten wir in den Tag hinein. Gegen Mittag tauchte vor uns Gibraltars Affenfelsen auf während auf unserer Backbordseite der afrikanische Kontinent immer klarere Formen bekam – die Säulen des Herakles, auf denen Herakles nach dem griechischen Dichter Pindar die Inschrift „nicht mehr weiter“ anbrachte um das Ende der Welt zu markieren.

Kurz vor Erreichen der Südspitze Gibraltars begann die See um uns herum zu brodeln und Strudel zu bilden, so daß wir darin weiter gebremst, dann beschleunigt und zusätzlich hin und hergerissen wurden, als sollten wir hier die Worte von Herakles bestätigt finden. Das Gebiet ist auf jeden Fall nichts für schlechtes Wetter.

Als wir allerdings um den Affenfelsen gebogen waren und in die Bucht von Gibraltar (Algeciras) einliefen, hatten wir das ruhigste Wasser. Unser Weg führte uns um ein paar große vor Anker liegende Tanker herum in den englischen Teil von Gibraltar zu einer zollfreien Tankstelle auf Position N36°08,90` W005°21,37`. Der Diesel war dort um ca. 0,80€ pro Liter günstiger als an einer spanischen Schiffstankstelle und die Fahrt dorthin war spannend, denn wir mußten eng entlang einer langen Mauer hineinfahren, während auf der anderen Schiffsseite die Landezone für die großen Flugzeuge zur Landebahn führte. Nach dem Tanken, bei der Weiterfahrt in den spanischen Teil zu unserer Marina, mußten wir die Landezone passieren und darauf achten nur bei roten Anfluglichtern die Querung zu unternehmen. Es finden allerdings nur wenige Starts und Landungen am Tag statt.

Um 16:20 Uhr legten wir am Anmeldesteg der Marina Alcaidesa an und erledigten die Formalitäten. Anschließend fuhren wir zu dem uns zugewiesenen Liegeplatz auf Position N36°09,467` W005°21,274`. Ihr könnt uns sogar in der Webcam der Marina sehen: www.alcaidesamarina.com/servicios/webcam/  

Viele Grüße vom Ende der Welt – Gibraltar, Spanien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

Dieser Beitrag wurde unter Logbuch abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.