Mit dem Dingi nach Europa

Karibikfeeling

Karibikfeeling

Für unseren ersten Landausflug in Sainte-Anne, Martinique holten wir erst einmal unser Beiboot aus der Koje und pumpten es auf, betankten den Außenbordmotor und montierten ihn. Dann brachte uns unser Dingi in Europa an Land!

Martinique ist ein französisches Überseedepartement und damit ein Teil Europas in der Karibik. Die Währung ist der Euro. Helge fängt hier an sein Französisch auszugraben und die Verständigung funktioniert damit sogar. Martinique ist Teil der kleinen Antillen und zählt zu den Windward Islands (Inseln über dem Wind).

Es war schon komisch nach so langer Zeit auf See die Gegenwind allein vor Anker zurückzulassen. Gegenwind liegt an ihrem 16 kg Hauptanker und ca. 50m Kette auf 5m Wassertiefe inmitten der anderen ca. 100-150 Ankerlieger, wobei uns die lange Kette ein sicheres Gefühl auch bei stärken Winden gibt. Die Bucht von Sainte-Anne ist nach Westen hin komplett offen aber der Wind kommt zuverlässig aus Osten, so daß die Wellen uns hier nicht behelligen und unsere Tassen auf dem Tisch stehen bleiben.

Die Einklarierung lief sehr einfach, denn wir konnten uns in einem ausgewiesenen Restaurant an einen Computer setzen, eine kleine Gebühr entrichten und einfach unsere Daten eingeben – das war‘s. Der nächste wichtige Punkt auf unserer Ankunfts- „to do“- Liste war die Suche nach einem Internetzugang. Dabei halfen uns Freunde die schon einige Zeit vor uns angekommen waren. Der Internetzugang funktioniert gut, das Eis, vor allem RumRosine (Rum aus Martinique?), schmeckt lecker und die Flasche Wasser ist nicht so teuer.

Unsere erste Wanderung unternahmen wir zusammen mit der Crew der Papillon in Richtung Südspitze von Martinique. Der Weg führte uns an einem kleinen Atelier vorbei in Richtung Strand und Mangroven. Wir waren fasziniert von den vielen farbigen Krebsen die in den Mangroven herumwanderten und sich ihre Höhlen im Sand gruben. Nach der Wanderung machten sich am Abend allerdings unsere Beine kräftig bemerkbar – wir waren wohl zu lange auf See, so daß wir uns an die Bewegungen als Landlebewesen erst wieder gewöhnen müssen. Von einem schwankenden Gang mit den Seebeinen haben wir allerdings nichts gemerkt.

Da wir hier in Sainte-Anne einige bekannte Schiffe wiedersahen wurde sogleich eine Strandparty organisiert – die Crews der Shogun, Papillon, SeaBelow, Pacific und Gegenwind verbrachten einen herrlichen gemeinsamen Abend der allerdings aufgrund von allgemeiner Hundemüdigkeit schon gegen 22:00 Ortszeit endete.

Es wird hier zur Zeit um ca. 18:30 Ortszeit auf einen Schlag dunkel und um kurz vor 06.00 Ortszeit erscheint der Tag ebenso schnell wie er am Abend zuvor verschwand. Wir werden mit dem Dunkelwerden hundemüde und der Wecker reißt uns beim Hellwerden aus der Koje, damit wir vor der Tageshitze noch Frühstücken können. Das gehört wohl zum „Jetlag“ nach der Atlantiküberquerung dazu? Da aber auch alle anderen nach längerem Aufenthalt hier in der Karibik noch darüber berichten hält der „Jetlag“ wohl etwas länger an, denn immerhin waren wir nicht nur 9 Stunden mit dem Flieger unterwegs sondern 25 Tage – na ja, oder vielleicht werden wir uns von Nachteulen zu Frühaufstehern entwickeln. Das hätte ja auch seinen Vorteil, denn die Nachttemperaturen zum Schlafen liegen zur Zeit bei angenehmen 25°C und im laufe des Tages erreichen die Temperaturen schon mal locker die 34°C. Da ist ein Bad im kühlen Atlantikwasser (ca. 24°C) schon eine echt erfrischende Abkühlung.

Der Ankerplatz bietet uns DREIen ein paar neue Herausforderungen. Wir müssen alles mit dem Dingi beschaffen, unsere Wäsche zum Waschcenter kutschieren und es gibt auch schon mal eine 2-3sm lange (45min) Dingi-Einkaufs-Tour nach Le Marin, wo wir unser Dingi hinter dem Supermarkt parken, shoppen gehen und dann zurück brausen.

Gegenwind muß uns zur Zeit dabei komplett autark mit Strom und Trinkwasser versorgen. So lädt sie über Solarstrom und Windenergie die Batterien kontinuierlich auf und ermöglicht uns den Betrieb von Kühlschrank, Licht, Laptop und vom Wassermacher. Wir müssen dabei nur aufpassen das wir die großen Energieverbraucher zu den Spitzenproduktionszeiten einschalten und in den flauen Zeiten abschalten, so wie die deutschen Elektrizitätswerke bei der letzten Sonnenfinsternis auch aufpassen mußten. Gegenwind produziert auch unser tägliches Trinkwasser und zwar direkt aus dem Atlantik, indem sie mehrere Stunden am Tag das Atlantikwasser entsalzt und in einen kleinen Taggestank füllt – das schmeckt fast wie deutsches Trinkwasser.

Das Beste an dem Ankerplatz ist allerdings unsere Badewanne – so eine große wohltemperierte Badewanne wie wir haben wohl die wenigsten – wir springen einfach von Bord! Das Salz spülen wir dann mit etwas Süßwasser aus der Solardusche ab.

Am 19.März 2015 mieteten wir gemeinsam mit der Crew der Papillon ein Auto und kurvten ein wenig über die Insel. Wir besuchten die Rum- Destilliere Clément, fuhren an Kokospalmen vorbei, durchquerten riesige Bananenplantagen, wobei einige Bananen irgendwie sogar in unseren Kofferraum gefallen sein müssen und wir versuchten uns im Urwald auf ca. 700 Höhenmetern zu verirren – das ist uns mit dem Auto besser geglückt als zu Fuß, denn die Fahrbahn wurde immer schmaler bis hin zu einer gerade mal einspurigen Straße und endete in einer Baustelle mit dem Warnhinweis „Steinschlag“. Wir konnten uns allerdings wieder erfolgreich befreien.

Viele Grüße aus Martinique, Karibik

Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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