Die Gesellschaftsinseln – Großstadtgewusel und unsere Erkundung von Tahiti

Abendsilhouette

Abendsilhouette

Das ist Großstadtfeeling: Die Zeit rennt und wir wissen gar nicht wo uns der Kopf steht – es gibt ja soooo viel zu tun.
Unser erster Eindruck von Tahiti, der Südseeperle so vieler Träume war überhaupt nicht paradiesisch!
Motorboote und Jet-Skys rasen quer durchs Ankerfeld. Wir sehen keine Fische mehr um Gegenwind auch wenn ab und zu mal eine Schildkröte zwischen den Schiffen ihren Kopf heraussteckt.

Eigentlich sind wir ja Stadtkinder und nach ca. zehn Monaten in abgeschiedenen Winkeln unserer Erde freuten wir uns anfangs auf Tahiti und die große Stadt Papeete mit immerhin knapp 30.000 Einwohnern. Das verflog allerdings sehr schnell, denn der Verkehrslärm der Hauptstraße verursachte einen Brummschädel bei Helge und übertönte sogar die Brandung des Ozeans am Außenriff. Nach einem Landbesuch überzieht uns eine schmierige, klebrige, ölhaltige Staubschicht und auch Gegenwinds Solarfelder müssen alle zwei Tage davon gereinigt werden, damit die Sonne uns Strom in die Batterien speist. Der Yachthafen, die Taina Marina, vor der wir vor Anker liegen und dessen Dingi- Anleger wir benutzen, stank bei unserem ersten Landgang fürchterlich nach Tankstelle, hatte das vielleicht mit dem Ölwechsel einer super großen Megaluxusmotoryacht zu tun? Die Leute erschienen uns alle gestreßt und verschlossen. Der Ankerplatz ist so voll, das man aufpassen muß dem Nachbarn nicht zu dicht auf die Pelle zu rücken, denn die Schiffe drehen sich am Anker unterschiedlich bei den wechselnden Winden.
Hier gibt es sogar überall Fußwege, nur sind die von Autos meist völlig zugeparkt und als Fußgänger messen wir gezwungenermaßen unsere Kräfte mit den PS- strotzenden PKW oder den LKW, was uns zu einem Slalom durch die parkenden Autos zwingt oder wir stehenbleiben müssen, bis sich eine Lücke auftut. Wollen wir allerdings die Straße überqueren, schalten die PS-strotzenden Autos ihre Warnblinker an und lassen uns rücksichtsvoll rüber. Immer wieder treffen wir Polynesier, die in Häusernischen oder zwischen parkenden Autos sitzen, um ihr Bier zu trinken oder ihr Sandwich zu verspeisen – welch paradiesische Idylle. Papeete ist halt zum Arbeiten und Geldverdienen, so versichern es uns die Einheimischen. Wobei es uns allerdings scheint, daß die meisten „Einheimischen“ gar keine sind, sondern eigentlich von den anderen Inseln kommen und alle „nach dem Geldverdienen“ wieder zurück auf ihre Heimatinseln wollen.

Die Großstadt hat natürlich auch ihre schönen Seiten: Wir genossen inzwischen ein Mahl bei McDonal – das war mal ein echt anderer, schon fast vergessener Geschmack. Die Fülle und Auswahl an Lebensmitteln, Kleidung und anderen Artikeln des täglichen Bedarfs war für uns gigantisch im Vergleich zu den „Tante-Emma- Supermärkten“ auf den Tuamotos oder den Marquesas. Unser erster Gang zu einem „Carefour“ (ein Supermarkt wie „Plazza“ in Kiel) verschlug uns fast den Atem mit seinem Angebot. Außerdem gibt es hier wieder Yachtausrüster, die den Namen auch verdienen – natürlich sind sie nicht vergleichbar mit AWN in Deutschland aber sie reichen für die wichtigsten Dinge. Leider sind die Preise exorbitant – nahezu alle Lebensmittel und eigentlich alles andere auch sind meist drei bis fünf Mal so teuer wie in Europa. Einfache Baguette sind hier allerdings jederzeit täglich verfügbar und kosten auch nur (umgerechnet) ca. 50 €-Cent – halt subventioniert.

Tahiti hatten wir hauptsächlich geplant um dringend benötigte Teile für uns und Gegenwind zu besorgen und so sind wir seit unserer Ankunft dabei die Stadt mit ihren Läden nach allem abzusuchen, das auf unserer „zu besorgen Liste“ steht. Es ist langwierig, erschöpfend und super Zeit und Nerven fressend.

Aber wir haben inzwischen einiges gefunden, darunter sind auch ein paar Sandalen für Helge (die Ecuadorianer haben zu kleine Füße, die Männergröße ist passend für Asha) und auf den anderen Inseln Französisch Polynesiens gab es nur die Auswahl „barfuß“, Plastiksandalen oder Flipflops. Helge hatte sich notgedrungen für Plastiksandalen entschieden – es läuft sich wie auf einer um die Füße gewickelten Plastiktüte, nur rutschfester. Ein paar Hosen und T-Shirts konnten wir auch finden und unsere inzwischen zu löchrigen Kleidungsstücke wurden zu Putzlumpen degradieren. Eine USB- Steckdose zum Laden unserer Kommunikationselektronik haben wir inzwischen sogar schon wieder eingebaut. Neue Kleber, Schrauben, Shampoos, Cremes, Vitamintabletten haben wir ergänzt. Sogar einen PC-Doktor haben wir auftrieben können – allerdings ohne Rettung für einen unserer beiden PC. Der Ersatz macht hier keinen Sinn, denn wenn wir eines der überteuerten Modelle erstehen würden, müssten wir es immer noch einrichten und dafür braucht man einen Internetzugang. Auch wenn das Internet hier „super“ ist, lassen die Bedingungen es für uns nicht zu, so ein Projekt umzusetzen ohne die Nerven zu verlieren oder eine psychiatrische Betreuung ganz dicht dabei zu haben. Wir konnten allerdings endlich unseren jährlichen Zahnarztkontrollbesuch machen, denn auf den Marquesas oder den Tuamotos sind bestenfalls einfache Notfallmaßnahmen (Zahn ziehen) möglich. Außerdem müssen wir in den kommenden Tagen noch eine neue Batterie für Gegenwind an Bord nehmen, sowie ihre Ankerkette ersetzen und uns um eine gründliche Wartung ihres Motors kümmern. Für die meisten Teile haben wir inzwischen einen Händler gefunden, der uns die benötigten Teile liefern kann. Bei den Preisen hier überlegen wir auch drei bis fünf Mal ob wir etwas wirklich brauchen oder ob wir weiterhin verzichten wollen oder eine Alternative finden. Außerdem erwarten wir ein Paket aus Deutschland mit vielen Ersatzteilen von unserer FedEx- Kämpferin.

Ein tolles Erlebnis haben wir allerdings bei unseren Einkauftouren immer wieder. Wir müssen eine weite Strecke bis in die Stadt zurücklegen und fahren in der Regel per Anhalter hinein. Dabei haben wir bisher immer super nette Menschen getroffen – einmal hielt ein Taxi, dessen Fahrerin eine polynesische Prinzessin aus Bora Bora war, die uns kostenlos mitnahm, viele Tips gab und uns beim Aussteigen ihren Segen erteilte.

Viele Grüße aus Tahiti, Gesellschaftsinseln, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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