Unsere erste Tour im Mittelmeer

Kleine Segelzeit
Kleine Segelzeit

Unser Kurs ist weiterhin „West“!
Damit haben wir hier im östlichen Mittelmeer allerdings eine echte Herausforderung vor uns, denn die Hauptwindrichtung ist Nordwest bis West, also weht uns der Wind meist genau auf die Nase.
So gilt es für uns nun die Wetterberichte auszuwerten, um die Möglichkeiten zu finden in denen wir weiter kommen. Mit unserer ersten Tour sollten wir Glück haben. Der Wetterbericht paßte exakt zum Ablaufdatum von unserem Marinaliegeplatz in Fethiye – Das nennt man wirklich Glück!

Die Entfernungen hier im Mittelmeer sind für unsere Verhältnisse so richtig gewöhnungsbedürftig. Es stehen erst einmal Tagesstrecken von ca. 50 Seemeilen an, bei denen wir uns fragten wie weit wir uns überhaupt segelfertig zu machen müssen, denn in den vergangenen Jahren betrugen unsere Segelstücke doch immer gleich mehrere Wochen mit Verproviantierung, Trinkwasser bunkern und die vollständige Umstellung auf ein reines Leben unter Segeln. Was brauchten wir jetzt aber für nur einen Tag auf See, fehlt da nicht der richtige Segelrhythmus mit der ganzen uns irgendwie liebgewonnenen Bordroutine?

Naja, unseren ersten „Sprung“ von Fethiye hinaus aufs Mittelmeer, nach Griechenland wollten wir so planen, das wir bei Tageslicht ankommen sollten.
Das war dann allerdings gar nicht mehr so trivial, denn die Formalitäten zwangen uns einen Agenten zu bemühen, der sich um unser Ausreiseanliegen kümmerte und zusätzlich mußten wir einen PCR-Test durchlaufen um in Griechenland einreisen zu dürfen.

Unser Hafenmeister vermittelte uns einen Agenten, für hiesige Verhältnisse zu einem echten „Schnäppchen- Preis“ . Und den PCR-Test konnten wir gegen eine relativ günstige Bezahlung unproblematisch und schnell im Krankenhaus gleich neben unserem Hotel machen.

Eine weitere Hürde mußten wir für unsere Ausreise allerdings noch nehmen, denn wir wollten morgens gegen 06:00Uhr starten, aber so früh arbeiten keine Ausklarierungsbehörden. Nach einiger Diskussion mit unserem Agenten beschrieb er uns die „Möglichkeit“ am Abend vorher die Formalitäten zu erledigen, dann etwas außer Sicht vor Anker zu gehen und am folgenden, frühen Morgen den Anker zu lichten. Nach der Ausklarierung durften wir dann natürlich nicht mehr an Land.
So machten wir es!

Am Mittwoch, den 27. April 2022 erledigten wir im Laufe des Vormittags unseren PCR-Test im Hospital und um 19:15Uhr verließen wir die kleine namenlose Marina um zum Zollsteg für die letzten Ausklarierungsformalitäten zu fahren. Es erfolgte der Vergleich unserer Gesichter mit den Passbildern durch eine Immigrationsbeamtin und anschließend erhielten wir unsere Papiere und die Rechnung vom Agenten. Die Rechnung wies nun doch tatsächlich einen Betrag aus, der mal eben 55€ über dem vereinbarten Preis lag. Da wir das Geld allerdings nur passend hatten und wir nach der formalen Ausklarierungsprozedur den Zollbereich nicht mehr verlassen durften, blieb es dann letztendlich doch beim vorab vereinbarten Preis.

Wir verbrachten dann die Nacht im Ankerfeld und lichteten am folgenden Morgen um 06:30Uhr den Anker in der Türkei.
Es herrschte Flaute und wir motorten auf ein uns bisher unbekanntes Weltmeer hinaus. Für eine halbe Stunden konnten wir zur Mittagszeit einmal unsere Segel auspacken und das Gefühl des plätschernden Dahinsegelns genießen. Leider war das Vergnügen viel zu kurz aber was soll`s.

Mit Motorfahrt erreichten wir um 15:30Uhr die „Einklarierungsmarina“ Mandraki auf Rhodos. Aber halt, auf der Pier stand ein Marinamitarbeiter der uns wild gestikulierend entgegenwinkte und schrie: „Go away, go away, go away!“
Wir riefen zurück, daß wir zum Einklarieren hergekommen sind, denn für Rhodos ist diese Marina als die Einzige dafür benannt. Es nütze nichts.
Wir drehten der Einfahrt etwas ratlos unser Heck zu.

Zum Glück lag gleich nebenan die große neue Rhodos Marina, in der wir unseren nächsten Versuch machten. Wir begaben uns mitten hinein und schauten uns hier etwas verloren um, bis Asha auf einem Steg einen Marinamitarbeiter entdeckte und ihn anrief. Die Reaktion erfolgte prompt, er winkte, drehte sich um und verschwand. Unser Entsetzten war auf unseren Gesichtern deutlich zu sehen. Aber dann tauchte er wieder auf, in einem Auto mit offenem Fenster und rief: „Follow me!“
Er führte uns zu einem schönen, kleinen Fingersteg, an dem wir ganz einfach festmachen konnten und er uns sogar die Leinen sorgsam aus den Händen nahm um alles ordnungsgemäß zu vertäuen. Nachdem wir fest waren, fragten wir vorsichtig nach der Einklarierungsprozedur und wurden völlig überrascht: „Geht nachher einfach ins Marinabüro, die sagen Euch dann wie es weitergeht.“

So kamen wir nach 47 Seemeilen am Donnerstag, den 27.April 2022 um 16:00Uhr in Griechenland in der Rhodos Marina an!
(Position N36°25,997` E028°14,353`, Wassertiefe 10,9m)

Bei unserem Gang ins Büro erklärten uns die super netten Damen, das es zum Einklarieren heute zu spät war und wir einfach am folgenden Tag zu Immigration, Zoll und Hafenmeister gehen sollten. So machten wir nur noch einen kleinen Spaziergang und zogen uns anschließend für eine Tasse Tee auf Gegenwind zurück, denn für unsere Verhältnisse war es immer noch eisig kalt (Temperaturen: Luft 22,7°C, Wasser 19,9°C).

Am Folgetag erledigten wir die Laufereien zu den Behörden. Um auf das Gelände für Immigration und Zoll zu gelangen, mußten wir unser negatives PCR-Testergebnis aus der Türkei vorlegen und durch die griechische Corona-App beim Security-Dienst bestätigen lassen. Anschließend konnten wir die Einklarierung bei Zoll und Immigration erledigen.
Für Griechenland muß jedes Schiff eine monatliche Steuer bezahlen, das war jetzt unsere nächste große Aufgabe, denn aus der Türkei heraus ließ sich das Online-Portal nur auf griechisch bedienen, die englische Version funktionierte nicht. Jetzt hatten wir echt ein riesen Glück, denn in unserer Marina gab es eine offizielle Stelle der Hafenbehörde und die Dame dort fand unsere Geschichte so spannend, das sie uns spontan bei der Prozedur half, während wir im Gegenzug dafür ihren Drucker wieder zum funktionieren brachten.

Viele Grüße aus dem Mittelmeer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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