Was uns bewogen hat nach Ecuador zu fahren:
Ecuador liegt etwas abseits der sogenannten Barfußroute, die von den meisten Seglern genutzt wird. Da wir einen interessanten Platz für einen Landausflug suchten und unsere nonstop Seestrecke zu den Pazifikinseln etwas verkürzen wollten, zog es uns zu einem sicheren Platz für Gegenwind in ein Land mit Bergen, Vulkanen, dem Amazonasgebiet und freundlichen Menschen.
Siehe auch Tip: „Kolumbiens Pazifikküste ist eine Reise wert“
Daten und Karten oder Hafenpläne für die ecuadorianischen Häfen und Ankerplätze sind rar. Andere Segler, mit denen wir eine Zeitlang gemeinsam in Panama verbrachten, hatten dieselbe Idee und so gingen Informationen von Hand zu Hand und diejenigen die als erste aufbrachen schickten Infos zu ihren Erfahrungen herum.
Nun also unsere Erfahrungen für diejenigen, die uns auf diesem Weg folgen wollen:
Wir motorten von Tumaco, Kolumbien nach Bahia de Caraquez, Ecuador. Ans Segeln hatten wir nicht einmal mehr ernsthaft gedacht, denn der Humboldtstrom und auch der Wind stehen einem normalerweise genau auf die Nase, so das wir uns eine Kreuz unter Segeln mit ständigen Rückschlägen und wechselnden Windstärken ersparen wollten – wir motorten also das ganze Stück.
Puerto Amistad in Bahia de Caraquez – unsere Heimat in Ecuador
Die Internetseite von Puerto Amistad: www.puertoamistad.com
Auch auf Facebook: Puerto-Amistad-Marina
Was für die Ankunft interessant ist:
Die Einfahrt in den Hafen ist ein wenig aufwendig aber es lohnt sich. Bahia de Caraquez liegt an der Flußmündung des Ria Chone, ist gezeitenabhängig und die Barre in der Einfahrt kann nur bei Hochwasser passiert werden. Ein Tiefgang von bis zu zwei Metern ist laut Aussagen der Marina kein Problem.
Wir kamen am Abend vor der Einfahrt an, und ankerten dort im Flachwasserberiech bei ca. 10m Wassertiefe. Durch den Schwell hatten wir an unserem Ankerplatz eine sehr unruhige Nacht um auf das Hochwasser am kommenden Vormittag zu warten. Laut Marina ist der Ankerplatz ruhiger je tiefer das Wasser ist – klar.
Ab 8.00 Uhr morgens versuchten wir die Marina per UKW- Kanal 16/69 anzufunken – lange ohne Erfolg. Das berichteten uns bereits andere Segler, denen es ähnlich ergangen war. Hier nun unser Erklärungsversuch dazu, das Büro ist nur von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr (Montag bis Samstag) besetzt und nur im Büro ist das starke Funkgerät, das diese Reichweite hat. Die Marina ist trotzdem 7 Tage die Woche 24 Stunden am Tag ansprechbar. Laut Aussagen der Marina melden die Fischer allerdings alle ankommenden/ wartenden Boote, so daß keiner vergessen wird.
Die Marina sendet einen Lotsen (bei uns kam Ariostos), der die Schiffe hereinholt. Er wird von einem Fischerboot gebracht und übergesetzt. Bei uns wurde das Übersetzmanöver sehr vorsichtig und ohne Kratzer für Gegenwind ausgeführt. Danach begleitete uns das Fischerboot in den Hafen. Als Gebühr zahlten wir 35 USD – Achtung: Wechselgeld ist nicht unbedingt vorhanden.
Vor der Marina hat man die Wahl zwischen dem eigenen Anker (5 USD – pro Tag, das war unsere erste Variante), einer Doppelmooring (10 USD – pro Tag – die nutzten wir mit Beginn unseres Landausflugs) oder einer Spinningmooring die etwas mehr kostet (12$). Der Ankergrund ist sehr gut aber dafür ist die Kette und der Anker beim hoch holen ziemlich dreckig.
Als Einklarierungsgebühren zahlten wir bei unserer Ankunft 180 USD. Die Marina übernimmt die Funktion eines Agenten und organisiert alle erforderlichen Formalitäten. Dafür darf man sich in der Marina aufhalten und die Annehmlichkeiten der Marina nutzen, während die gelbe Flagge am Schiff weht. Over-Time- Gebühren für Wochenenden und Feiertage fallen nicht an, dafür muß man in solchen Fällen allerdings ein paar Tage Wartezeit unter gelber Flagge in Kauf nehmen.
Für die Einklarierungsformalitäten an Bord sollte man reichlich Zeit einplanen und die Geduld nicht verlieren. Die Offiziellen sprechen kaum Englisch und die Formulare sind auf Spanisch. Die Offiziellen haben aber durchaus den Willen mit Bildern, Händen und Füßen oder sonstigen Hilfsmitteln zurechtzukommen. Es kommt nicht selten vor, das Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde die Lebensmittelvorräte (auch Dosen) auf ihr Haltbarkeitsdatum prüfen und abgelaufene Dinge einkassieren – das sind leider vor allem gut gehütete Schätzchen, die eigentlich nur zu besonderen Anlässen auf den Tisch kommen. Bei uns kam allerdings niemand von der Gesundheitsbehörde an Bord und so können wir nur von den Warnungen anderer Segler berichten. Der Hafenkapitän nahm uns allerdings sehr genau unter die Lupe und schaute sich unsere Ausrüstung im Detail an: z.B. Ablaufdaten für Feuerlöscher, die Stromversorgung fürs Funkgerät, Navigationsgeräte. Er ging nach den Sicherheitsausrüstungsstandards gem. SOLAS vor. Es war übrigens besser „etwas nicht an Bord zu haben“, als überschrittene Ablaufdaten vorzuweisen, denn das hätte bedeutet Ersatz zu beschaffen. Und sogar für unsere „Ladungssicherung“ interessierte er sich.
Die Marina bietet einen Dingisteg mit kostenfreiem Brauchwasser, Heißwasserduschen, wobei die Temperatur meist stark schwankt, einen Wachdienst, der auch in der Nacht um die Boote fährt und alles ableuchtet, einen 24- Stunden Zugang zur Marina, einen Restaurant- und Barbetrieb mit leckerem Essen, einen kleinen gemütlichen Pavillon mit vielen Steckdosen (110V). Gutes (traumhaftes!), freies Internet steht in der Marina und teilweise am Ankerplatz (je nach Entfernung des Platzes) zur Verfügung.
Die Crew darf 90 Tage im Land bleiben. Die 90 Tage gelten auf 365 Tage gerechnet. Wenn man das Land verlässt wird die Zeit nur angehalten. Einmalig kann man inzwischen die Aufenthaltsgenehmigung um 90 Tage verlängern (25 USD Bearbeitungsgebühr für die Mailanfrage + 100 USD für Personen unter 65 Jahren bzw. 50 USD für Personen über 65 Jahre).
Das Ausklarieren zum Verlassen des Landes kostet auch wieder 180 USD. Wenn man allerdings in einen anderen ecuadorianischen Hafen (auch Galapagos) fahren möchte, kostet die Ausklarierung nur 120 USD.
An anderen Orten in Ecuador gelten eigene Preise.
Das Schiff darf ohne Zusatzkosten bis zu einem Jahr, aber keinen Tag länger im Land bleiben, denn jeder weitere Tag kostet dann mehrere hundert USD Zoll – kein Scherz! Deshalb liegen hier zurzeit auch zwei verlassene Schiffe am Ankerplatz, deren Besitzer die Schiffe lieber zurück ließen als Zollgebühren für ihre Verspätung zu zahlen.
Bei der Marinarechnung sollte man bedenken, daß bei Zahlung am Ende der Zeit eine Zusatzgebühr fällig werden kann, die bei Vorkasse nicht anfällt.
Baden im Fluß finden wir nicht empfehlenswert, denn zum Einen ist die Strömung sehr stark und zum Anderen ist das Wasser nahezu undurchsichtig braun und teilweise stark Verschmutz. Unser Unterwasserschiff ließen wir vor unserem Auslaufen von Ariostos, einem Marinaangestellten säubern (1,35 USD pro Fuß).
Gene, Delia und die ganze Mannschaft der Marina sind super hilfsbereit, freundlich und es gibt bestimmt eine Lösung für schwierige Dinge. Spanischkenntnisse sind übrigens überall durchaus hilfreich, wir hatten allerdings auch ohne unseren Spaß.
Die Versorgung in Bahia de Caraquez empfinden wir als prima:
Die Mall (unter: googlemaps als „mi comisario“ zu finden) ist direkt in Sichtweite von der Marina und in 10 Minuten zu Fuß zu erreichen. Es wird in Ecuador überwiegend in metrischen Einheiten gerechnet. Wir fanden endlich wieder dunkles Brot. Dieses wird im Backshop der Mall täglich frisch gebacken (lange Baguettestangen 0,95 USD), kurze Baguette Stangen (0,55 USD), Brötchen (0,18 USD). Solch ein Brot hatten wir seit Grenada nicht mehr. Milch ist hier endlich wieder erschwinglich, der Tetra-Pack H-Milch liegt bei ca. 1 USD, günstiger ist nur Tütenmilch. Joghurt gibt es eigentlich nur als Trinkjoghurt, wobei man 950g ab 2,19 USD bekommt. Auch die Obst und Gemüseabteilung im Supermarkt ist gut (z.B. Broccoli = 0,67USD/kg). Kosmetika und eine begrenzte Auswahl an Kleidung gibt es hier. Nur für den Kauf von Süßwaren sollte man nicht nach Ecuador kommen. Denn auch wenn Ecuador einst den weltgrößten Anbau von Kakao hatte, so wurde die Schokolade eigentlich nie hier produziert – langsam ändert sich dies. Aus diesem Grund ist Schokolade hier sehr teuer (z.B. ein Beutel kleine Snickers ca. 6 USD). In der Mall gibt es auch mehrere Banken, wobei wir NEXT genutzt haben, da hier keine Vorort Bankgebühren anfallen (Alternativen haben wir dann logischerweise nicht ausprobiert). Es gibt eine Tankstelle ca. 5 Gehminuten von der Marina entfernt (1 Gallone/ knappe 5l Diesel kosten derzeit 1,03 USD). Trinkwasser kann in der Marina bestellt werden (20 Liter Kanister = 2 USD) – vormittags nachfragen und nachmittags sind die Kanister da. Ein kleiner Markt mit Garküchen, günstigen frischen Garnelen, frischem Fisch, Obst, Gemüse und Honig hat montags – samstags bis ca. 13.00 Uhr geöffnet.
Die Bestellung von Ersatzteilen aus dem Ausland sollte man in Ecuador vermeiden, wenn man kann, denn der Zoll beträgt 100% auch auf die Frachtkosten.
Kurzer Hinweis zum Reisen im Land:
Busreisen bieten sich in Ecuador an, denn der Busverkehr ist überall gut ausgebaut. Die Fernbusse sind modern. Von Bahia de Caraquez kommt man z. B. für 12 USD in ca. 8 Stunden Fahrzeit nach Quito.
Unsere Infos zu Esmerada:
Esmeralda, den ersten Ecuadorianischen Hafen auf unserem Weg hatten wir ausgeschlossen, da wir kaum Kartenmaterial oder Hafendaten zur Verfügung hatten und uns ein Freund gemeldet hatte, das Esmeraldas kein „Port of Entry“ ist, recht unsicher sei und der Hafen voll Öl schwimmt. Später erzählten uns andere Segler, daß Freunde von ihnen wegen eines Maschinenschadens nach Esmeraldas abdrehen mussten. Der Agent, der in jedem Ecuadorianischen Hafen ein muß ist, nahm ihre Pässe und das Zarpe und verschwand (Zarpe: Hafenpapiere die von einem Hafen/ Land ins nächste erforderlich sind). Mit viel Rennerei und Aufwand bekamen sie wenigstens die Pässe zurück, hatten aber viele Probleme wegen des fehlenden Zarpe.
Unser Eindruck von Manta:
So wie wir Manta bei unserem Tagesausflug gesehen hatten, gefiel es uns als Ankermöglichkeit für Gegenwind gar nicht. Manta ist ein reiner Industrie- und Fischereihafen, mit sehr vielen Fischerbooten und Massen an Bootsverkehr um den Yachtankerplatz herum. Über die Qualität der Agenten, die Formalitäten oder die wirkliche Sicherheit am Ankerplatz können wir nur spekulieren aber keine Aussagen treffen.
Zusammengefaßt: Ecuador ein tolles Land mit super freundlichen Menschen! Und wir haben uns immer sicher gefühlt.
Die Marina Puerto Amistad ist uns DREI während unseres Aufenthaltes eine liebgewonnene Basis geworden – Vielen Dank an Gene, Delia und die ganze Mannschaft!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind