Die Tuamotos – Eindrücke aus Fakarava

Haie am Strand

Haie am Strand

Datum: Mittwoch, 11. Juli 2018
GPS-Position: S 16°27,060‘, W 145°22,060‘
Wir liegen im Fakarava- Atoll vor dem Motu Hiriva – in der Südwestecke des Atolls auf 10,5m Wassertiefe vor Anker; das Wasser unter uns schimmert türkis.
Aktuelles Wetter: teilweise bedeckter Himmel, Regenschauer bei 29,4°C im Schiff, Wassertemperatur 26,9°C, Wind 5 Beaufort aus Ost bis Südost, Böen bis 6 Beaufort

Der alte Leuchtturm:
Fakarava ist ein ziemlich langgezogenes Atoll und es ist das Zentrum der Tuamotos. Durch Fakarava zieht sich eine lange Straße auf dem gerade mal ein paar hundert Meter breiten palmenbewachsenen Korallenstreifen. So führte uns ein Spaziergang vom Ort Rotoava in Richtung Norden zum alten Leuchtturm am Nordpaß des Atolls. Wie bei den meisten Bauten, die nicht mehr gebraucht werden, wurde auch der alte Leuchtturm einfach stehen gelassen bis er irgendwann zerfällt. Neben dem Leuchtturm fanden wir einen Schattenplatz mit Blick auf das Außenriff, auf das die Pazifikwellen rauschten – ein faszinierender Eindruck, bei dem wir lange hinschauten, ein paar Kekse naschten und den Anblick genossen!

Die schwarze Tahiti Perle:
An einem anderen Tag mieteten wir uns ein paar Fahrräder und radelten in Richtung Süden. Wir besuchten eine Perlenfarm.
Der Besitzer erklärte uns wie die Perlen gezüchtet werden und wir bekamen eine geöffnete Perlenmuschel mit der schwarz schillernden Perle darin gezeigt. Um eine Perle zu züchten benötigt man ein noch lebendiges Stückchen Muskelfleisch einer Perlenmuschel, sowie ein kleines Perlmuttkügelchen. Beides wird einer Zuchtmuschel, die nur einen Spaltweit geöffnet wird, damit sie am Leben bleibt, in die Gebärorgane implantiert. Wenn alles gut geht und das Implantat nicht abgestoßen wird, kann nach 18 Monaten eine kleine schwarz schillernde Perle entnommen werden. Wir haben übrigens gelernt, das man diese schwarzen Perlen heute Tahiti Perlen nennt, obwohl es in Tahiti selbst keine Perlenfarmen gibt aber wer will seinem Produkt schon einen „dunklen, bedrohlichen Namen“ geben.

Haifütterung:
Fakarava ist so groß und bekannt, das hier Superyachten und ein paar exotische Kreuzfahrer einlaufen.
Wir landeten mit unserem Dingi an einem Vormittag am Strand, während sich unter uns drei ca. 1,5 Meter lange Haie tummelten. Wir steckten trotzdem die Füße ins Wasser und trugen unser Dingi an Land.
Hundert Meter weiter erfuhren wir dann, warum die Haie so dicht am Strand waren. Ein Einheimischer hatte die Tiere für ein paar staunende Touristen mit Fischresten angelockt. Die Haie ließen sich dadurch ins seichte Wasser locken, bis sie im knöcheltiefen Wasser schließlich nicht mehr weiter konnten. Dabei standen die Touristen mit ihren Füßen direkt neben ihnen im Wasser und streichelten die Haie.

Reservierte Polynesier:
Mit den vielen Touristen und den Massen an Yachten aller Größen kommen uns die hiesigen Polynesier sehr zurückhaltend, sehr reserviert vor – das Bild der fremdenfreudig tanzenden und jubelnden Polynesier ist hier definitiv nur ein verblaßter Südseetraum.
Es dauerte ein paar Tage, bis wir, wie auf den anderen von uns besuchten Atollen, ein freundliches „Hallo“ bekamen. Wir vermuten, das liegt einfach an der Flut von Touristen, die das Biosphärenreservat besuchen und dabei ein Tempo an den Tag legen, das südseeuntypisch ist und uns eher an Menschen erinnert, die kurz vor dem Burnout stehen um alles zu geben, damit sie ihre Reise möglichst effizient gestalten.
Auffällig anstößig fanden wir übrigens die Begrüßungszeremonie vieler Yachties, die ihren ersten Landgang im Ort unternahmen. Sie kamen mit einem oder mehreren großen Beuteln voll Müll an Land und ihre ersten Worte lauteten: „Wo können wir unseren Müll loswerden?“
Übrigens gibt es auf den Tuamotos, wie auch auf den Marquesas, keine großen Müllverwertungsanlangen und so wird der kommunale Müll gesammelt und an abgelegenen Plätzen gelagert und vermutlich irgendwann mal verbrannt oder zugeschüttet, während der private Müll zusammen mit Naturabfällen überall einfach verbrannt wird. Die Polynesier versuchen ihre Häuser, Gärten, Straßen und die Atolle sauber zu halten. Trotzdem findet man natürlich auch hier überall Verpackungsmüll und anderes Plastikzeug wieder.
Wir versuchen Müll zu vermeiden (so hatten wir nach 51 Tagen Pazifiküberquerung lediglich einen 5Liter Kanister mit Plastikmüll gefüllt) und vor allem nehmen wir unseren Müll erst mit an Land, wenn wir wissen ob und wo wir ihn überhaupt vor Ort entsorgen dürfen.

Die gefährlichen Inseln – Aufgelaufen:
Ende Juni strandete der Frachter „Thorco Lineage“ vor dem Atoll Raroia, unserem ersten Atoll, das wir in den Tuamotos besucht hatten. Nach unseren Informationen ist er aufgrund eines Maschinenschadens gestrandet, konnte aber wohl wieder freigeschleppt werden.
Vor ein paar Wochen kollidierte ein uns aus den Marquesas bekannter Segler mit seinem Katamaran mit einem großen Korallenbrocken und demolierte sich ein Ruderblatt. Obwohl der Korallenbrocken mit einer Fahrwassertonne markiert ist, hatte er die Ausdehnung des Flachs ins Fahrwasser hinein unterschätzt und so seine Wende zu spät durchgeführt.
Und ebenfalls vor ein paar Wochen kollidierte ein Familientrimaran mit einer Koralle und nahm ordentlich Wasser. Wir hörten von dem Unglück per Funk. Später als wir sie trafen, sagten sie, das die Seekarten nichts angezeigt hatten und der Brocken ganz plötzlich da war.

Viele Grüße aus dem UNESCO Biosphärenreservat Fakarava, Tuamotos, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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