Laut Plan sollte Gegenwind zwischen dem 13. und 15.April 2022 in der Türkei, in Fethiye ankommen – je nach Wetterbedingungen – denn auch so ein großes Transportschiff wie die Florijngracht muß auf das Wetter achten.
Wir bekamen regelmäßige Meldungen von unserem Schiffstransport und verfolgten so Gegenwinds Weg über den Indischen Ozean, das Rote Meer und durch den Suez Kanal dann durchs Mittelmeer bis zu ihrer Ankunft. Zwischenzeitlich kontaktierten wir den Agenten in Fethiye, der uns von Sevenstar Yacht Transport für die Einklarierung von Gegenwind in der Türkei genannt wurde, damit bei der Entladung alles reibungslos funktionieren sollte. Natürlich hatten wir während unserer Wartezeit genügend Leerlauf um uns in Fethiye ein wenig umzusehen und so streiften wir einfach etwas losgelöst und ohne Druck durch die Gegend. Wir hatten den Kopf allerdings nicht so recht frei für ein einfaches Urlauberleben, denn die vergangene, schwierige Zeit, der Kälteschock von zeitweise über 40°C in Thailand und nun die völlig ungewohnten Umgebungsbedingungen von nur noch gut 20°C, sowie unser Heim, das ohne uns in der Weltgeschichte herumschipperte sorgten bei uns für eine innere Unruhe. So konzentrierten wir uns auf Gegenwinds Ankunft!
Am 11. April 2022 war die Florijngracht mit Gegenwind an Deck vor Suez, dem Eingang zum Suez Kanal angekommen. Und wir bekamen die Meldung, das die Florijngracht am 13. April 2022 in Fethiye ankommen sollte.
Naja, die Ankunft verzögerte sich noch einmal und der neue Termin sollte nun Donnerstag, der 14.April 2022 sein. Beim Frühstück auf dem Balkon unseres Hotelzimmers sahen wir sie dann. Die Florijngracht mit Gegenwind an Deck lag am Ankerplatz in der Bucht von Fethiye!
Wir genossen unser Frühstück und machten uns auf zum Treffpunkt mit dem Agenten, der uns in einer Barkasse zusammen mit den Crews anderer Schiffe, die ebenfalls zur Entladung anstanden, zur Florijngracht brachte.
Hier gingen wir an Bord der Florijngracht, mußten uns in eine Bordliste eintragen, bekamen Helm und Sicherheitsweste und konnten uns dann die Entladung einer großen Luxusmotoryacht in aller Ruhe ansehen bis Gegenwind gegen 12:00Uhr endlich an der Reihe war. Während der Wartezeit fand Asha einen bequemen Sitzplatz um alles im Blick zu behalten, denn auf der Florijngracht war bei fast jedem Schritt klettern angesagt und Helge schaute sich die an Deck festgeschweißten, paßgenauen Transportgestelle und die Laschings der Yachten ein weing genauer an und außerdem entfernte er die neu entstandenen Pocken von Gegenwinds Unterwasserschiff und dem Propeller – dabei war der Unterwasseranstrich nur wenige Monate alt.
Bevor Gegenwind entladen werden konnte, mußte der Skipper an Bord von Gegenwind das Achterstag und die Dirk lösen sowie Fender ausbringen, denn das hatte die Florijngracht-Crew bei der Verladung in Phuket alles sorgfältig montiert beziehungsweise die Fender im Cockpit verstaut. Ein Ärgernis blieb allerdings: In Phuket mußten wir unsere eigenen langen Festmacherleinen verwenden und jetzt blieb eine davon auf der Florijngracht im Nirgendwo verschollen, so daß wir den Schwund leider in Kauf nehmen mußten.
Gegen 12:30Uhr wurden die Gurte um Gegenwind gelegt. Dann ging alles sehr schnell und professionell. Der schiffseigene Kran hievte Gegenwind an, schwenkte herum und bewegte Gegenwind ins Wasser, so daß wir von der Florijngracht auf Gegenwind übersteigen konnten. Helge machte den Motor startklar, währenddessen waren die Gurte abgeschlagen und die Entlade-Crew der Florijngracht von Gegenwind verschwunden: Ablegen!
Adieu Florijngracht, denn nun waren wir DREI wieder auf eigenem Kiel unterwegs. Unser erster Weg führte uns zum Zollsteg um die Einklarierung mit dem Agenten abzuschließen. Das war eine kurze viertelstündige Fahrt, dann die Vorstellung beim Zoll, um die Papiere zu stempeln und anschließend waren wir DREI offiziell in der Türkei wieder vereint.
Die Häfen in Fethiye waren alle proppe voll, so daß wir keinen Liegeplatz in einer der großen Marinas bekamen – die Charteryachten verstopften alle Liegeplätze, denn die Saison hatte noch nicht begonnen. Wir hatten allerdings seit unserer Ankunft in Fethiye alle möglichen Marinas und Stege abgeklappert und waren trotz der Fülle fündig geworden: Eine kleine Marina, die in keiner Seekarte verzeichnet ist und laut Seekarten und Satellitenbildern nur eine Wassertiefe von 50cm aufweist, bot uns einen Liegeplatz. Der Hafenmeister fand unsere Reise so toll, das er uns irgendwie in seinem Hafen unterbringen wollte. Zum Glück lag die reale Wassertiefe letztendlich bei ca. 2,5m also reichlich Wasser unter dem Kiel für Gegenwind und die Einfahrt führte durch ein paar Untiefen, die durch Pfähle gekennzeichnet waren.
So fuhren wir also gut vorbereitet vom Zollsteg direkt zu unserem Liegeplatz in der kleinen namenlosen Marina. Der Hafenmeister half uns noch bei einem der Begrenzungspfähle die tiefe Fahrwasserseite zu finden und nahm dann unsere Leinen am Steg an.
Wir waren wieder mit Gegenwind zusammen!
Trotzdem blieben wir noch im Hotel, denn zum Einen mußten wir ja erst einmal die Solarfelder aus unseren Kojen wieder hinaus an ihren Platz zaubern und alles segelfertig machen und außerdem hatte die Marina kein Toilettenhäuschen, so das wir die türkischen Regeln für einen Hafenaufenthalt nur im Verbindung mit einem Hotelzimmer erfüllen konnten.
Viele Grüße aus dem Mittelmeer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind