Datum: Sonntag, 19. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: N 03°40,498‘, E 100°16,675‘
Kurs ca.315°, Geschwindigkeit 5kn Motorfahrt, Tagesetmal 122sm, seit Dili 1819sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 283sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: bedeckter Himmel, Regenschauer passieren, brutal feuchtwarme 28,6°C im Schiff, Wassertemperatur 28,7°C, Wind 1-2 Beaufort aus Nordwest, See 0,1m.
Wir sind raus aus dem Verkehrstrennungsgebiet der Malakka Straße und können unseren Kurs wieder frei wählen. Wir befinden uns hier schon im Golf von Bengalen aber immer noch in der Malakka Straße. Es geht voran mit Motor, denn es herrscht totale Flaute und es ist regnerisch mit fürchterlich dampfender Luft. Der Schwitzfaktor ist ziemlich hoch.
Gestern haben wir den Rest des Verkehrstrennungsgebietes in Angriff genommen. Erst mit einer fürchterlichen Strömung, die unsere Geschwindigkeit auf zeitweise nur einen Knoten heruntergedrückt hatte und gleichzeitig einer Windwolke mit Gegenwinden und bis zu einem halben Meter hohen Wellen. Das hielt zum Glück nur wenige Stunden, denn die Gezeiten wechselten und wir fingen an wieder mehr Fahrt zu machen. Auch der Wind hatte sich gelegt. Dafür kamen mit der Dämmerung die Fischer, die sich sogar bis zur Hälfte unserer Fahrbahnseite des Verkehrstrennungsgebietes ausdehnten. Wir wichen den Fischer aus und begaben uns ebenfalls bis fast in die Mitte der Fahrbahn, denn vor uns wichen die Fischer nicht aus, wahrscheinlich weil sie unsere Navigationslichter nicht kannten oder uns auch für einen Fischer oder ein Fischerfähnchen hielten. Denn natürlich hatten auch diese Fischer nur Baumarktlichter in allen möglichen Farben aber keine Navigationslichter. Aber vor den Großen
Pötten hatten die Fischer Respekt und machten Platz. Zum Glück vollführten die Riesenschiffe beim Überholen der langsamen Gegenwind kleine Kursänderungen, so daß wir den Fischern und ihren Fähnchen aus dem Weg gehen konnten.
Bis Mitternacht ging das Spiel mit den Fischern weiter, dann wurde das Fahrwasser enger und flacher, die Gezeitenströmung heftiger, zum Glück in unsere Richtung und die Fischer blieben zurück. Mit bis zu sieben Knoten wurden wir über die Engstelle geschoben und um 03:00Uhr, zum Wachwechsel waren wir in freiem Wasser.Während Ashas Wache stellte sich dann aber heraus, das das Wasser doch nicht so frei war, denn die großen Pötte sortierten sich für die Ein- und Ausfahrt in das Verkehrstrennungsgebiet, um sich in die richtige Perlenschnur einzureihen oder am Ende der Perlenschnur richtig Fahrt aufzunehmen. Wir mal wieder mitten drin, denn wir wollten eigentlich ein wenig Platz gewinnen für den anstehenden Wind der uns laut Vorhersage genau auf die Nase wehen soll.
Viele Grüße aus der Malakka Straße
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 24.Tag auf See
Datum: Samstag, 18. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: N 02°22,436‘, E 101°46,829‘
Kurs wir folgen dem Fahrwasser der Malakka Straße, Geschwindigkeit 5-6kn, Motorfahrt, Tagesetmal 138sm, seit Dili 1697sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 402sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: wir sind im tropischen Nordsommer angekommen, großteils bedeckter Himmel, brutal heiße 31,6°C im Schiff, Wassertemperatur 29,5°C, Wind 2 Beaufort aus Ost, See 0,1m.
Wir schippern jetzt entlang der Fahrwassergrenze der Malakka Straße. Nachdem wir jetzt heftig anstrengende, stressige zwei Tage hinter uns haben, erholen wir uns gerade wieder etwas und holen Schlaf nach.
Da unser Bericht über die Singapurstraße gestern etwas spartanisch ausgefallen war, wollen wir das nun aber nachholen. Vorgestern Abend mit Dunkelwerden verdichtete sich der Schiffsverkehr mit lauter Frachtern und Tankern, die genau wie wir Anlauf auf die Singapurstraße genommen haben- natürlich alles unter Motor. Der Horizont in Richtung Stadt sah aus als würde ein riesiges Feuer über Singapur wüten.Unsere eigentliche Überquerung des Verkehrstrennungsgebietes begann gegen 23:00Uhr gut zwei Seemeilen vor der mehrspurigen Schiffsautobahn mit dem suchen nach geeigneten Lücken um durch den passierenden Durchgangsverkehr hindurchzukommen – halt wie beim Überqueren einer Autobahn zu Fuß. Zum Glück war der Mond hell bei einem klaren Sternenhimmel und so hatten wir gute Sicht.
Um 01:10Uhr erreichten wir die Nordseite des Verkehrstrennungsgebietes und fuhren unter Motor weiter am Rande der Straße, während die Großen und die Riesen wie an einer Perlenschnur an uns vorbei rasten. Unsere Geschwindigkeit reduzierte sich trotz Motorfahrt auf gerade mal zwei Knoten, denn eine sehr kräftige Strömung stand uns entgegen. An Schlaf war diese Nacht nicht mehr zu denken, denn auch am Fahrwasserrand tobte das Leben. Kleine Fischer mit ihren schnellen Booten flitzen um uns herum und brachten schnell ein paar Leinen oder Bojen aus um sie kurze Zeit später wieder herauszuholen und das so dicht wie möglich am Durchgangsverkehr. Je dichter wir dem Stadtzentrum mit seinen Hafenanagen kamen umso mehr große und riesige Schiffe ankerten außerhalb des Fahrwassers oder nahmen gerade Fahrt auf oder wollten sich einen Ankerplatz suchen und wir mitten in deren Routen. Am Morgen gegen 06:00Uhr hörte die massive Gegenströmung auf und wir konnten wieder mit unserer Mo
tormarschfahrt von fünf Knoten vorankommen. Die ganzen Lichter von den Schiffen, von Gebäuden an Land, Fischerblinklichter, schummrige unbeleuchtete Schleppkähne machten aus der ganzen Umgebung eine bunte Lichterlandschaft auf dunklem Grund. Mit Sonnenaufgang konnten wir einen ersten richtigen Blick auf das Geschehen werfen und es zeigte sich überwältigend. Auf der einen Seite hatten wir das Fahrwasser, mit der Perlenschnur vorbeirauschen großer und riesengroßer Schiffe, während auf der Stadtseite die Wasserfläche vollgeparkt war mit den gerade nicht fahrenden großen und riesengroßen Pötten und allem was sonst noch schwimmt. Immer wieder kamen Schiffe aus dem Ankerfeld heraus oder wollten hinein und hielten Kurs auf uns zu und forderten somit unsere volle Aufmerksamkeit. Im Laufe des Tages kamen wir vorbei an einer Flotte unzähliger ankernder Kreuzfahrtschiffe, dann lagen dort noch viel mehr Frachter und Containerschiffe und hinter den beeindruckenden Riesenpött
en tauchte die Skyline von Singapurs Zentrum mit all seinen Hochhäusern auf, die neben den Schiffen um uns herum schon fast winzig aber dennoch beeindruckend wirkten. Und wir immer mittendrin, mal zwischen zwei Riesen mal davor und teilweise von einer heftigen Strömung mit bis zu neun Knoten Geschwindigkeit unterwegs. Nach der Mittagszeit kamen wir dann auf der Westseite der Singapurstraße an einer mächtigen vor Anker oder an Bojen liegenden Tankerflotte vorbei. Etlicher der Riesentanker lagen sogar im Päckchen an den Bojen. Um 15:00Uhr hatten wir die Malakka Straße erreicht und die Singapurstraße lag in unserem Kielwasser, genau wie die Schiffsmassen jetzt achteraus blieben. Unser Streßpegel konnte sich beruhigen und wir merkten wie müde wir waren. Bei der Anzahl an Riesenpötten die wir hier in Singapur gesehen haben, kamen wir auf den Gedanken, das auf den Weltmeeren jetzt gerade kein einziges Schiff mehr zu finden sein dürfte – beeindruckend welch eine irre gr
oße Flotte doch für den Welthandel unterwegs ist. So viele Schiffe haben wir noch nie auf einem Haufen gesehen.
Die Malakka Straße ist ebenfalls als Verkehrstrennungsgebiet eingerichtet und wir halten uns weiterhin am Rand auf. Bei flauen Winden fahren wir unter Motor hindurch und so wollten wir uns hier eigentlich etwas erholen aber gestern Nachmittag viel das Barometer erst einmal kräftig ab und so präparierten wir uns für eine weitere ungemütlich Nacht, zusätzlich tankten wir noch einmal Diesel aus unseren an Deck verschnürten Kanistern nach. Mit der Dämmerung kam dann ein heftiges Blitzen auf, ein Blitz sah in seiner Ausdehnung fast wie ein Tornado aus. Der Wind frischte auf teilweise 20kn auf, kam aber aus Ost, also von der Seite Malaysias und so hielten wir unter Motor durch und versuchten einen Nachtwachenrhythmus zu finden bei dem wir den vermißten Schlaf nachholen konnten. Der Wind ließ nach ein paar Stunden nach, während das Blitzen, natürlich nicht ganz so heftig, uns bis zum Hellwerden begleitete. Aber es blieb trocken. Und so sind wir heute wieder einigermaßen
fit für die nächsten Seemeilen.
Viele Grüße aus der Malakka Straße
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 23.Tag auf See
Datum: Freitag, 17. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: N 01°10,116‘, E 103°42,370‘
Kurs wir folgen dem Fahrwasser der Singapurstraße, Geschwindigkeit mal 2 und dann wieder bis zu 9kn, Motorfahrt, Tagesetmal 124sm, seit Dili 1559sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 540sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: teilweise bedeckter Himmel, unangenehm heiße 31,1°C im Schiff, Wassertemperatur 28,6°C, Wind 1-2 Beaufort aus Süd, See 0,1m.
Wir sind hundemüde nach einer nahezu durchgemachten Nacht und im Streß der Schifffahrtsroute und den irren Massen an Riesenschiffen in der Singapurstraße und wir mittendrin und mal im Slalom drum herum. Und wir sind noch nicht durch!Morgen ausführlicher.
Viele Grüße aus der Singapurstraße
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 22.Tag auf See
Datum: Donnerstag, 16. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: N 00°44,435‘, E 105°27,002‘
Kurs 315°, Geschwindigkeit um und bei 3kn, Genua III gesetzt, Tagesetmal 69sm, seit Dili 1435sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 665sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: teilweise bedeckter Himmel, unangenehm warme 29,9°C im Schiff, Wassertemperatur 28,0°C, Wind 3 Beaufort aus Südost, See 0,3m.
Seit gestern sind wir wieder auf der Nordhalbkugel! Um 13:07Uhr (Dili Zeit) haben wir den Äquator auf E106° 15,272‘ überquert. Auch hier im Südchinesischen Meer haben wir keine Markierungslinie dafür entdecken können.
Der Tag und auch die Nacht vergingen erholsam und wir sind wieder einigermaßen fit für die nächsten Abenteuer. Und da steht auch wieder ein neues Abenteuer auf dem Plan. Wir starten jetzt den Anlauf auf die Singapur Straße, die wohl meistbefahrene Seestraße. Sie ist wie eine Autobahn mit einer rechten und einer linken Spur, seemännisch Verkehrstrennungsgebiet genannt. Wir sind gespannt wie wir das Abenteuer, Gegenwind inmitten der großen vorbeirauschenden Pötte, erleben werden!
Viele Grüße aus dem Südchinesischen Meer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 21.Tag auf See
Datum: Mittwoch, 15. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 00°02,133‘, E 106°17,434‘
Kurs 315°, Geschwindigkeit um und bei 3kn, Genua III gesetzt, Tagesetmal 63sm, seit Dili 1366sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 737sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: bedeckter Himmel, teilweise Regentropfen, feuchtwarme 28,9°C im Schiff, Wassertemperatur 28,2°C, Wind 3 Beaufort aus Südost, See 0,3m.
Den vergangenen Tag konnten wir etwas Luft holen und Ruhe genießen. Wir segeln so vor uns hin, hatten entspannte Wachen und angenehme Schlafenszeiten. Trotzdem sind wir noch etwas geschafft von dem Sturm, aber der Wetterbericht verspricht weiterhin ruhiges Wetter.Wir verbringen noch unsere letzten Augenblicke auf der südlichen Halbkugel!
Viele Grüße aus dem Südchinesischen Meer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 20.Tag auf See
Datum: Dienstag, 14. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 00°46,168‘, E 107°00,419‘
Kurs 315°, Geschwindigkeit wir treiben, Genua III klein gerollt, Tagesetmal 29sm aber nur 20sm in die richtige Richtung, seit Dili 1303sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 799sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: bedeckter Himmel, Tropfenschauer, feuchtwarme 28,8°C im Schiff, Wassertemperatur 28,7°C, Wind 1-2 Beaufort aus Südwest, See 0,3m.
Sturm! Der gestrige Nachmittag wurde immer drückender und heißer. Dann fing das Barometer an massiv zu fallen, ganze 9mbar. Die Wolken wurden immer dunkler, so daß wir unsere Vorbereitungen für Schlechtwetter trafen. Helge machte seinen Kontrollgang übers Deck, um ein paar Dinge noch mal neu zu Stauen, während sich Asha sich darum kümmerte unter Deck alles zu sichern und vor allem noch ein schnelles Mittagessen, eine Dose Erbseneintopf zuzubereiten. Währenddessen verdichteten sich die dunklen Wolken immer weiter. Wir drehten bei, mit einem zur Taschentuchgröße verkleinerten Vorsegel und das Großsegel lag sowieso fest verschnürt auf dem Baum. Dann gab es Mittag. Nach dem Essen, Asha schafft gerade noch den Abwasch, fing der Spuk an. Gegen 16:30Uhr heulte der Wind auf, natürlich genau von vorne und Gegenwind drehte sich in einen Winkel von ca. 60 Grad zum Wind und wir trieben damit ganz langsam nach Lee. Der Wind erreichte Sturmstärke, neun Beaufort, die auf unser
em Windmesser mit satten 42 Knoten Wind angezeigt wurden. Langsam wurden auch die Wellen höher und wuchsen auf zwei bis drei Meter an, was das Ganze noch deutlich ungemütlicher machte und wir uns damit kräftig abstützen oder verkeilen mußten. Helge übernahm die Wache im Cockpit während Asha unter Deck, die doch immer mal wieder herumpurzelnden Sachen einfing und sich sonst in ihrer Koje einklemmte. Der Schlimmste war gegen 18:00Uhr vorüber gezogen und gegen 19:30Uhr fingen wir vorsichtig wieder an zu segeln, allerdings nun auf einem am Wind Kurs der so gar nicht zu unserer Route paßte. Nach Mitternacht kreuzten noch ein paar nicht seemännisch beleuchtete Fischer und ein Schleppverband unseren Kurs und sorgten für Streß. Gegen 03:00Uhr stand der Wachwechsel an und Asha übernahm die nächste Starkwindfront, die gegen 04:30Uhr nur mit knapp 30kn Wind über uns hinwegbrauste.
Seit Hellwerden ist der Himmel nur noch bedeckt, die See hat sich beruhigt und der Wind ist mit einer Flaute eingeschlafen. Wir versuchen jetzt uns von dem Spuk zu erholen und unsere verspannten Muskeln mit etwas Ruhe wieder zu beruhigen.
Viele Grüße aus dem Südchinesischen Meer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 19.Tag auf See
Datum: Montag, 13. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 01°03,855‘, E 107°10,098‘
Kurs 315°, 15 Seemeilen westlich unserer abgesteckten Route, Geschwindigkeit 1kn, Genua III klein gerollt, Tagesetmal 78sm, seit Dili 1274sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 819sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: bedeckter Himmel, Tropfenschauer, sehr feuchtheiße 30,6°C im Schiff, Wassertemperatur stark angestiegen auf 28,5°C, Wind 1-2 Beaufort aus Südost, See 0,3m.
Wir sind ziemlich dicht am Äquator, vielleicht schwitzen wir deshalb wie verrückt, vielleicht aber auch, da wir uns dem ausklingenden Nordsommer nähern. Auf jeden Fall ist uns ziemlich heiß.
Der Wind ist unzuverlässig, den gestrigen Nachmittag trieben wir einfach nur vor uns hin, nachdem wir den Motor für zwei Stunden zum Batterieladen laufen hatten und ganz nebenbei so auch noch ein paar Seemeilen gut machen konnten. Damit sind wir wenigstens dem Hauptschifffahrtsstrom entgangen. Nun sehen wir die großen 200-300Meter langen Riesen nur noch in guter Entfernung neben uns vorbeiziehen. Vergangene Nacht kam so viel Wind auf, daß wir sogar noch ein ansehnliches Stück Strecke segeln konnten. Mal sehen wie das heute wird, kommt der Wind in der Nacht wieder oder treiben wir heute durch die Nacht durch?
Viele Grüße aus dem Südchinesischen Meer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 18.Tag auf See
Datum: Sonntag, 12. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 01°47,903‘, E 108°13,999‘
Kursänderung auf 315°, Geschwindigkeit 3kn, Genua III gesetzt, Tagesetmal 89sm, seit Dili 1196sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 892sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: teilweise bedeckter Himmel, feuchtheiße 29,8°C im Schiff, Wassertemperatur 27,8°C, Wind 3 Beaufort aus Südost abnehmend, See 0,3m.
Wie schön das es auch völlig ereignislose Tage gibt, da kann man sich doch mal wieder etwas erholen. Auch die Wellen brauchen anscheinen mal eine Pause, denn das Schaukeln hat ein gut erträgliches Maß erreicht. Naja, vielleicht liegt das aber auch daran das wir gerade ein weiteres Weltmeer erreicht haben, auf dem wir jetzt unser Kielwasser hinterlassen. Die Java See liegt hinter uns und nun schippern wir auf dem Südchinesischen Meer herum in Richtung Singapur Straße.
Viele Grüße aus dem Südchinesischen Meer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 17.Tag auf See
Datum: Samstag, 11. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 02°40,837‘, E 109°22,644‘
Kursänderung auf 310°, Geschwindigkeit 4kn, Genua III gesetzt, Tagesetmal 90sm, seit Dili 1107sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 986sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: grau in grau bedeckter Himmel, 28,6°C im Schiff, Wassertemperatur 27,6°C, Wind 5 Beaufort aus Ost, See ruppige 0,5m.
Bergfest, Bergfest, Bergfest!! Jetzt haben wir die halbe Strecke hinter uns gebracht und wir haben nur noch eine dreistelle Teilstrecke vor unserem Bug! Das Segeln in diesen Gewässern ist und bleibt ermüdend. Die See ist ruppig und die Winde wechselhaft. Aber das unser Kurs jetzt ganz deutlich nach Norden zeigt spornt uns an und wir konnten ja auch wieder ein gutes Stück Strecke ins Kielwasser bringen.
Aber nun wieder zu den Fischern, ihr werdet es nicht glauben, gestern Abend in der Dämmerung waren sie alle wieder da, rechts und links und hinter uns. Vor uns war es allerdings dunkel, nur die Lichter von ein paar Frachtern und Tankern, sowie ganz vereinzelt mal ein undefinierbares Licht, tauchten aus der Dunkelheit auf. Und tatsächlich, wir haben den Fischer-Spuk überstanden. Plötzlich war da keine Fischereiflotte mehr um uns herum. Wir können nun wieder normal segeln und müssen uns nur noch mit Frachtern und Tankern arrangieren. Was für eine Erleichterung!.
Viele Grüße aus der Java See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 16.Tag auf See
Datum: Freitag, 10. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 03°57,979‘, E 110°06,863‘
Neuer Kurs 325°, Geschwindigkeit 4kn, Genua III gesetzt, Tagesetmal 93sm, seit Dili 1017sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1075sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: teilweise bedeckter Himmel, 30,3°C im Schiff, Wassertemperatur konstante 27,5°C, Wind 3-4 Beaufort aus Südost, See ruppige 0,5m Welle.
Das ständige Aufpassen auf die unendliche Flotte an Fischern ist ziemlich erschöpfend. Es gibt wirklich keine Zeit mehr zum Entspannen, einer von uns ist jetzt zwingend draußen im Cockpit, selbst der kurze Gang zur Toilette muß sehr gut abgepaßt werden. Aber wir sind ein Stück weiter und jetzt liegt sogar ein Nordkurs an, denn die Insel Borneo können wir nun auf ihrer Westseite passieren.
Es ist erstaunlich aber bei den vielen Fischern landen nachts immer noch wieder fliegende Fische an Deck, die meisten sind zwar sehr klein aber es gibt sie noch. Leider ist der Flug auf Gegenwinds Deck ihr letzter Flug, denn den Tag erleben sie nur als Trockenfisch und landen bei Helge Decksrundgang so dann wieder bei ihren Artgenossen.
Außerdem sehen wir neben dem inzwischen üblichen Plastikmüll jetzt auch immer wieder Treibholz, meist behauene kleine Stücke, neben uns auftauchen.
Neu und absolut gewöhnungsbedürftig ist für uns hier auch die Wassertiefe von nur 30 Metern, unser Echolot ist anders als auf dem offenen Ozean mit seinen tausend Metern Tiefe, hier mächtig am Arbeiten.
Viele Grüße aus der Java See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 15.Tag auf See
Datum: Donnerstag, 09. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 04°42,722‘, E 111°25,550‘
Kurs 285°, Geschwindigkeit 4kn, Genua III gesetzt, Tagesetmal 83sm, seit Dili 924sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1170sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: großteils bedeckter Himmel, 29,7°C im Schiff, Wassertemperatur 27,5°C, Wind 4 Beaufort aus Südost, See teilweise ruppige 0,5m.
Mit viel Aufwand und ständiger Segel- und Kurskorrektur haben wir doch wieder ein gutes Stück Strecke im Kielwasser gelassen. Der Wind war sehr launisch und alle fünf bis fünfzehn Minuten mußten wir an der Segelstellung und am Kurs etwas ändern um voranzukommen. Und dann waren da ja noch die Fischer um uns herum.
Auch wenn sich das mit den Fischern jetzt nach einer Wiederholung anhört, aber die sind uns gestern echt gefährlich auf die Nerven gegangen.
Auch am gestrigen Nachmittag kamen wir in Schwierigkeiten mit diesen unberechenbaren, verantwortungslosen Fischern. Wir halten uns in der Regel so gut wir können von Fischereifahrzeugen fern, denn die sind ja weltweit unberechenbar gefährlich in ihren Aktionen und Kursen. Aber einer von denen hier, gestern Nachmittag, setzt bisher dem Ganzen die Krone auf. In sicherem Abstand von ca. eineinhalb Seemeilen führte unser Kurs an dem besagten Fischer vorbei, er war also gerade über den Wellenbergen zu sehen. Wir waren allerdings nur mit knapp drei Knoten Geschwindigkeit unterwegs, da änderte der Bursche seinen Kurs um 90 Grad und hielt genau auf uns zu. Um vor ihm lang zu kommen waren wir zu langsam, also ging es mit einigen Segelmanövern hinter ihm lang und anschließend versuchten wir den Abstand zu vergrößern. Dann vollführte der Heini seine nächste 90 Grad Wende und fuhr parallel zu uns, um dann noch eine 90 Grad Drehung zu machen und wieder genau auf uns zuzuhalten
. So schnell konnten wir keinen weiteren Abstand gewinnen. Gut zwanzig bis dreißig Meter entfernt ging er an unser Heck heran. Die etwa 20 Leute an Bord hielten Fisch zum Angebot hoch, während wir fürchteten vor dem steil aus der See ragenden Bug in Grund und Boden gerammt zu werden, denn die Wellen erreichten zu dem Zeitpunkt gute eineinhalb Meter. Wir konnten nicht nur den Leuten an Bord unseren Unmut zurufen, sondern hörten auch wie sie ihre Fischangebote herüberschrien. Auch konnten wir jede einzelne Pocke an deren weit aus dem Wasser ragenden Unterwasserschiff begutachten und deren Diesel kräftig riechen. Nachdem wir es mit dem nächsten Segelmanöver geschafft hatten aus dem Gefahrenbereich herauszukommen und die anscheinend verstanden hatten, das wir keinen Fisch von ihnen kaufen wollten, zitterten unsere Knie noch eine ganze Zeitlang danach und wir waren froh das wir noch in einem Stück waren.
Viele Grüße aus der Java See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
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Datum: Mittwoch, 08. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 05°12,893‘, E 112°42,480‘
Kurs 285°, Geschwindigkeit 4-5kn, Genua III etwas eingerollt gesetzt, Tagesetmal 80sm, seit Dili 841sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1252sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: bedeckter Himmel, vereinzelte Sonnenstrahlen, immer wieder passieren Regenschauer, 28,6°C im Schiff, Wassertemperatur 27,5°C, Wind 4-5 Beaufort aus Südost, See ruppige 0,5-1,5m.
Wie gut das es gestern etwas ruhigeres Segeln gab. Seit vergangener Nacht bockt und schaukelt Gegenwind wieder in einer ruppigen durcheinander laufenden See. Dafür haben wir wieder ein gutes Stück Strecke hinter uns gebracht.
Seit den gestrigen Abendstunden haben wir nun ständig Fischer um uns herum. Helge hatte dabei mal die Lichter gezählt, die gleichzeitig um uns herumwuselten und kam dabei bummelig auf sechzig Stück. Wenn das in dem kleinen für uns sichtbaren Umkreis so ist und wenn das auf der ganzen Java See so zugeht, vielviele tausend müssen das dann sein? Da ist es ein Wunder das es überhaupt noch Fische im Wasser gibt oder wann ist die See auch hier leer gefischt? Zusätzlich sehen wir bei fast jedem Blick über das Wasser Plastik, meist Plastiktüten unterhalb der Wasseroberfläche herumtreiben und das bei so schönem klarem Wasser.Heute Vormittag kamen wir einem Fischer sogar auf Zeichenweite nahe und er hielt tatsächliche einen recht ordentlichen Fisch für uns hoch. Wir lehnten ab, denn die Übergabe hätte bei dem Seegang wohl einfach nur Bruch und Kleinholz verursacht.
Viele Grüße aus der wieder sehr ruppigen Java See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 13.Tag auf See
Datum: Dienstag, 07. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 05°37,587‘, E 113°58,749‘
Kurs 285°, Geschwindigkeit 3-4kn, Genua III und Großsegel im 3.Reff gesetzt, Tagesetmal 65sm, seit Dili 761sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1332sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: teilweise bedeckter Himmel, warme 30,1°C im Schiff, Wassertemperatur 27,5°C, Wind 3-4 Beaufort aus Südost, See erträgliche 0,5m.
So ist das Segeln mal sehr angenehm. Es wurde ja auch Zeit, damit wir uns wieder ein wenig von dem Geschüttel der letzten Tage erholen können. Heute Morgen gab es auch nur einen kleinen Regenschauer mit wenigen Tropfen und auch das Blitzen war während der Nacht nur vereinzelt zu sehen.
In den Abendstunden, während Asha sich in ihre Kojo verzieht gibt es für Helge immer ein kleines Schauspiel, den Sonnenuntergang. Er dauert keine fünf Minuten ist aber jedes Mal wieder ein Hingucker, denn die Sonne fällt in einem enormen Tempo mit einem immer wieder wechselnden Farbspiel einfach ins Wasser und verlischt dann. Uns so schnell wandelt sich auch der Tag in die Nacht. Das war auch gestern so, nur das mit der Dunkelheit auf einmal hunderte von Lichtern um uns herum angingen. Bei Tageslicht war rings um uns alles frei und plötzlich sah die See um uns herum aus wie eine lebendige leuchtende Stadt. Die Lichtervielfalt war enorm und umfaßte wohl alle Regenbogenfarben, die blinkten, blitzten oder einfach nur leuchteten. Wo die wo alle so schnell herkamen?Mit unserem Kurs mußten wir nun natürlich aufpassen aber erstaunlicherweise paßte es irgendwie immer.
Viele Grüße aus der Java See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 12.Tag auf See
Datum: Montag, 06. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 05°52,750‘, E 115°00,338‘
Kurs 280°, Geschwindigkeit 1-3kn, Genua III immer wieder in wechselnder Größe gesetzt, Tagesetmal 64sm, seit Dili 696sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1396sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: bedeckter Himmel, Regenschauer wie auf der Autobahn, zeitweise Gewittergrollen, diesig, angenehm kühle 28,1°C im Schiff aber alles fühlt sich klamm an, Wassertemperatur 27,5°C, Wind 3-7 Beaufort aus Südost bis Ost, See sehr kabbelige 0,5-1m.
Die Woche fängt mit Regenschauern und Gewittern an. Auch vergangene Nacht begleiteten uns Blitze und teilweise Donnergrollen sogar bis in den heutigen Tag hinein und das ganze scheint noch kein Ende zu nehmen. Der Wind frischt während der Regenschauer spontan auf gute sieben Beaufort auf, um zwischen den Regenschauern dann auch mal ein Stück Flaute zu bieten. Wir sind also gut damit beschäftigt das Vorsegel groß und klein zu rollen, um es dem Wind anzupassen, während das Großsegel komplett zusammengewickelt auf dem Baum bleibt. Immerhin haben wir auch so wieder ein Stück Weg geschafft.
Zwischendurch passieren uns immer wieder alle möglichen großen Frachter und Tanker, die einen sicheren Bogen um uns machen.
Bei den lokalen Holzschiffen um uns herum sind wir nicht mehr so sicher, das das alles Fischer sind oder vielleicht doch mal der eine Menschen- oder Materialtransporter, wie wir sie schon in Timor-Leste täglich an uns vorbeifahren sahen. Einige kamen uns inzwischen so nahe, das wir eine ganze Menge Menschen darauf gesehen haben. Wir haben auch versucht ein paar Fotos von ihnen zu schießen aber da ist schaukelbedingt bisher nur Wasser oder Himmel drauf.
Viele Grüße aus der sehr ruppigen und ungemütlichen Java See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 11.Tag auf See
Datum: Sonntag, 05. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 06°02,595‘, E 116°03,032‘
Kurs 280°, Geschwindigkeit 1,5kn, Genua III gerefft gesetzt, Tagesetmal 89sm, seit Dili 632sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1459sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: bedeckter Himmel, Regen, diesig, nur kühle 27,2°C im Schiff eine angenehme Temperatur aber sehr feucht, alles fühlt sich klamm an, Wassertemperatur 27,7°C, Wind 3 Beaufort aus Südost, See kabbelige 0,5m.
Ein Regensonntag. Die ganze Nacht begleiteten uns Blitze nördlich von unserem Kurs meist über Sulawesi und Borneo. Seit gut dreieinhalb Stunden regnet es nun. Wir haben trotzdem ein ganz ordentliches Stück Strecke zurückgelegt.
Mit der Überquerung der Makassar-Straße, also zwischen den Inseln Sulawesi und Borneo befinden wir uns auf den großen Schifffahrtsrouten. Die Makassar-Straße führt einmal nach Süden in Richtung Bali und die Kreuzung, die wir vergangenen Nacht gequert haben verläuft von West nach Ost und bringt Schiffe von Australien in Richtung Singapur. So haben wir seitdem immer wieder mehrere Tanker und Frachter um uns herum. Einmal begegnete uns sogar ein Schleppverband dabei. Die Großen Pötte können wir prima auf unserer Elektronik verfolgen und die sehen uns auf ihrer Elektronik und damit hat das bisher auch immer gut gepaßt. Natürlich tuckern zwischendurch immer wieder Fischer vorbei. Bei den Fischern ist das anders, die sind unsichtbar für uns, denn die meisten senden kein Signal, das wir verfolgen können und selbst auf dem Radar sind sie nicht zu erkennen, denn die Dinger, meist um die geschätzten 30 Meter lang sind aus Holz. Und auch die klassische Methode, aus deren
Navigationslichtern Richtung und Kurs abzulesen ist in der Regel vergeblich, denn die haben alles Mögliche oder gar nichts an aber keine erkennbaren Positionslaternen. So sind sie für uns Geisterschiffe, die hoffentlich verschwinden wenn es knapp wird.
Viele Grüße aus der Java See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 10.Tag auf See
Datum: Samstag, 04. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit GPS-Position: S 06°18,446‘, E 117°29,502‘ Kurs 280°, Geschwindigkeit 3-4kn, Genua III gesetzt, Tagesetmal 106sm, seit Dili 543sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1546sm von der Gesamtstrecke 2029sm. Aktuelles Wetter: bedeckter Himmel, regnerisch, diesig, nur 28,,1°C im Schiff angenehme Temperatur aber sehr feucht-klamm, Wassertemperatur 27,8°C, Wind 3-4 Beaufort aus Süd bis Südost, See 0,5m, vereinzelte Wellenberge mit 1-1,5m. Wir sind gut vorangekommen die letzten vierundzwanzig Stunden, gestern Nachmittag und die erste Nachthälfte sogar unter Genua und dem Großsegel im dritten Reff. Die zweite Nachthälfte haben wir zur Wachübergabe das Großsegel geborgen und sind dann nur unter Genua gesegelt. Dabei stellten sich mehr und Blitze meist etwas nördlich von uns ein, die dann in den frühen Morgenstunden zu richtigem Gewitter wurden und uns ziemlich nahe kamen. Die Blitze folgten zeitweise sogar im fünf Sekunden Takt. Außerdem kam mit dem Hellwerden Regen dazu, der Asha eine ungemütlich Wache verschaffte, während Helge sich in der Koje noch einmal umdrehte. Eigentlich ist auf der Südhalbkugel jetzt ja noch Winter, also Trockenzeit, so daß wir den Regen und die Gewitter eher damit erklären, das wir uns langsam in die Übergangszone zwischen Nord- und Südhalbkugel bewegen und damit auch Regen und Gewitter normal werden auf unserem Weg in den Norden. Viele Grüße jetzt aus der Java See Asha & Helge Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 9.Tag auf See
Datum: Freitag, 03. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit GPS-Position: S 06°33,808‘, E 119°13,960‘ Kurs 300°, Geschwindigkeit 4kn, Genua III, wir segeln wieder, Tagesetmal 88sm, seit Dili 437sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1652sm von der Gesamtstrecke 2029sm. Aktuelles Wetter: teilweise bedeckter Himmel, diesig, 30,5°C im Schiff feucht heiß, Wassertemperatur 27,5°C, Wind 3-4 Beaufort aus Süd, See 0,3-0,5m. Der Wind hat wieder Lust uns voranzuschieben. Nachdem wir gestern den Motor vier Stunden zum Batterieladen und Seemeilenmachen laufen ließen, wurden die Wellen immer höher und unangenehmer. Aber dann hatte der Wind ein Einsehen und fing an unsere Segel zu blähen und die Wellen fanden damit ihre Erklärung. Seitdem segeln wir mit ca. vier Knoten Fahrt dahin. In den Abendstunden bekamen wir noch Besuch von einem Tölpel. Dieses blöde Vieh setzte sich doch tatsächlich irgendwie oben auf den Mast genau auf den empfindlichen Windmesser. Er ließ sich mit kräftigem Mastschütteln und Schreien irgendwie von seinem Platz vertreiben und hat sich nach einer Flugrunde ums Schiff dann verzogen. Normalerweise sind diese Vögel hartnäckiger in ihren Versuchen genau den ausgewählten Schlafplatz einzunehmen. Zumindest arbeitet der Windmesser noch. Heute Morgen kam ein angenehmerer Besucher vorbei, ein kleiner Landvogel, der sich auf unserm Großbaum eine halbe Stunde ausruhte. So jetzt segeln wir aber weiter im Slalom um die ganzen Inseln herum. Viele Grüße aus der Flores See Asha & Helge Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 8.Tag auf See
Datum: Donnerstag, 02. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 07°24,840‘, E 120°24,031‘
Kurs 300°, Geschwindigkeit 1kn, Genua III klein gerollt, treiben, Tagesetmal verschwindend magere 21sm, seit Dili 349sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1738sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: blauer Himmel, leicht bewölkt und diesig, 31,2°C im Schiff schweißtreibend feucht heiß, Wassertemperatur 28,0°C, Wind 1 Beaufort aus Südost, See 0,3m.
Flaute, Flaute, Flaute! Mit ca. einem Knoten Fahrt treiben wir in die richtige Richtung. Wir warten. Jetzt haben wir gerade den Motor angestellt um die Batterien wieder zu laden und damit auch ein paar Seemeilen voranzukommen. Und ganz wichtig, damit gibt es heute wieder eine Kühlschrankkühle Cola zum Mittag. Außer uns darauf zu konzentrieren weiterzutreiben gibt es hier nichts Neues. So berichten wir mal über unsere kritischen Vorräte.Unser Dieselvorrat beträgt 150 Liter im Schiffstank und 100Liter an Deck. Das bedeutet bei einer Reserve von ca. 30Litern, die wir halten wollen eine Kapazität von 220Litern zum Verbrauch. Um es auf unsere Strecke zu beziehen sind das 128 Motorstunden oder umgerechnet bummelige 5Tage und so idealerweise (ohne Strömung und Wind) ca. 700 Seemeilen. Das entspricht ca. der Strecke von Singapur nach Phuket, also die Engstellen der Singapurstraße und der Malakka Straße, für die wir jetzt den Dieselvorrat auch schonen. Die zweite kritische Größe an Bord ist unser Wasservorrat, da unser Wassermacher nicht funktioniert. Wir haben 250 Liter im Tank und 150 Liter in der großen Backskiste und unter dem Salontisch verteilt. Wir verbrauchen täglich 5 Liter davon nur zum Trinken, wenn wir keine schweißtreiben Aktionen haben. Damit kommen wir mit unserem losen Vorrat 25 Tage aus und können dann noch ca. 40 Tage aus dem Tank trinken. Bei unserer Reise-Rechnung von Dili nach Phuket haben wir 4-8 Wochen Zeit einkalkuliert, also maximal 56 Tage ohne die Vorräte neu aufzufüllen. Den Verbrauch von Zahnputzwasser und zum Kochen haben wir mit 50 Litern aus dem Tank gerechnet, denn salzen können wir mit Meerwasser. Zum Waschen oder Duschen konnten wir dabei keinen Frischwasservorrat aufschlagen. Die Idee wir können ja einmal ins Meer springen oder uns einen Eimer Meerwasser über den Kopf gießen nutzen wir nicht, denn auch wir haben die Erfahrung gemacht, das ohne gelegentliches Nachspülen mit Trink-/ Brauchwasser die Haut scheuerstellen oder sogar Ekzeme bekommt, halt wie bei den alten Seefahrern auf ihren großen Entdeckungsreisen.
Viele Grüße aus der Flores See
Asha & Helge Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 7.Tag auf See
Datum: Mittwoch, 01. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 07°34,602‘, E 120°41,154‘
Kurs 300°, Geschwindigkeit 1-2kn, Genua III klein gerollt, mehr treiben als segeln, Tagesetmal magere 43sm, seit Dili 328sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1758sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: wieder blauer Himmel und diesig, 30,9°C im Schiff schweißtreibend heiß, Wassertemperatur 28,2°C, Wind 1 Beaufort aus Südost, See 0,2m.
Flaute! Die meiste Zeit treiben wir mit ein bis zwei Knoten dahin, aber zum Glück in die richtige Richtung. Der Wind hat einfach keine Lust uns voranzuschieben, egal was wir probieren.
Bei unserer gestrigen Motorfahrt gab es noch einen Schreckmoment, als ein hier übliches Fischereigerät direkt neben uns auftauchte. Das war allerdings so überraschend, das wir nicht einmal an ein Foto dachten. Bei dem Fischereigerät handelt es sich um hier übliche Flöße aus Bambus, ca. 1-2 Meter im Quadrat und etwa einen halben Meter über die Wasserlinie ragend. Obendrauf Stand noch so etwas wie ein umgedrehter Besen. Diese Dinger soll es hier häufig geben. Vielleicht können wir ja noch mal einen zum Fotografieren entdecken, obwohl wir eigentlich lieber weit von den Dingern wegbleiben würden, denn sie sind ungekennzeichnet und normalerweise sollen sie nachts auch unbeleuchtet sein, so daß man sie sieht oder halt auch nicht.
So jetzt müssen wir uns heute wieder darauf konzentrieren weiterzutreiben und den Tag langsam vorüber streichen zu lassen;-)
Viele Grüße aus der Flores See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 6.Tag auf See
Datum: Dienstag, 31. August 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 07°44,491‘, E 121°19,795‘
Kurs 280°, Geschwindigkeit 4,5kn, Genua III klein gerollt, Motorfahrt, Tagesetmal traurige 37sm, seit Dili 285sm gesegelt, noch zu segelnde Strecke 1797sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: blauer Himmel, diesig, 31,6°C im Schiff erschöpfend schweißtreibend heiß, Wassertemperatur 28,1°C, Wind 1 Beaufort aus Südost, See 0,3m.
Flaute! Den größten Teil der Nacht sind wir getrieben. Auch jetzt ist vom Wind kein Zeichen zu sehen. Wir fahren für zwei Stunden unter Motor um die Batterien zu laden und vielleicht heute mal eine kühle Cola zu Mittag zu genießen. Wenn der Wind nicht wieder kommt, werden wir weiter treiben, denn unseren Dieselkraftstoff müssen wir für die Passage von Singapur nach Thailand sparen.
Wir haben es jetzt geschafft weiter zu kommen als bei unserem Versuch im Januar 2020 als Gegenwinde und Strömungen uns einfach nach Timor-Leste zurückgeschoben hatten. Nun laufen Wind und Strömung zumindest in unsere Richtung.
So ein ruhiges Seestück birgt allerding eine einmalige Gelegenheit, wir haben Zeit das Erlebte einmal in aller Ruhe zu reflektieren. Timor-Leste hat uns einige ungeahnte Herausforderungen beschert. Da war der Ankerplatz, der ständig unsere volle Aufmerksamkeit erforderte, mit der sich immer wieder verknotenden Ankerkette, mit starkem Wind und Wellen, die uns spontan und ungeplant einfach mal so für Wochen an Bord gefesselt hatten und uns zudem ein Leben wie auf einem Rodeo-Pferd brachten. Außerdem mußten wir ein Feuer auf einem Nachbarboot miterleben, das uns mächtig einheizte und auch eine erhebliche Gefahr für uns darstellte. Weiter haben wir einen entstehenden Zyklon überstanden, bei dem wir schon Notfallpläne bereithielten. Aber zu unserem Glück brachte der Zyklon hauptsächlich Regenmassen, die schlimm für das ganze Land waren und uns inmitten eines Flutkatastrophengebietes katapultierten.Wir haben die Härte eines Entwicklungslandes miterlebt. Wir haben in S
upermärkten vor der Aussage gestanden, das gibt es erst mit der nächsten Lieferung in ein paar Monaten wieder. Wir haben Tonnen von Trinkwasser in Rucksäcken und mit dem Dingi an Bord geschleppt. Wir haben gelernt was es bedeutet, keinen einfachen Zugang zu Brauchwasser zu haben und auch mal für Wochen auf eine Dusche zu verzichten. Wir haben um uns herum Plastikmüll, Öl und Wegwerfwindeln als normal kennengelernt, in dem wir wirklich nicht einfach mal baden wollten. Wir haben Dili, die Hauptstadt im Großen und Ganzen eher als positiv langweilig schätzen gelernt und wüden wenn sich die Möglichkeit bietet auch gerne wieder einmal zurückkehren.
Das eigentlich tollste an Dili, Timor-Leste, sind seine Menschen. Wir haben viele freundliche Menschen kennengelernt und auch einige neue Freunde gefunden und die Policia Maritima, bei denen wir unser Dingi abgestellt haben, nannten uns einen Teil ihrer Familie. Das auffälligste an den Menschen war für uns die Ehrlichkeit, und die gegenseitige Freiheit einfach zu alles Fragen was uns oder unsere Gesprächspartner interessierte. Die Antworten kamen immer offen und frei heraus ohne gleich an ein was wäre wenn zu denken.
Viele Grüße aus der Flores See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Datum: Montag, 30. August 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 07°51,248‘, E 121°53,939‘
Kurs 280°, Geschwindigkeit 4kn, Genua III und Großsegel im 2. Reff gesetzt, Tagesetmal 65sm, seit Dili 248sm gesegelt, noch zu segelnde Strecke 1832sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: blauer Himmel aber diesig, 30,3°C im Schiff wieder unangenehm schweißtreibend heiß, Wassertemperatur 27,9°C, Wind 3-4 Beaufort aus Südost, See 0,3-0,5m.
Gestern sind wir wieder großteils getrieben. Gegen Abend haben wir dann den Motor für zwei Stunden gestartet um die Batterien zu laden und nebenbei ein Stück voranzukommen. Wind- und Sonnenenergie sind ja eigentlich ganz schön aber bei dem bedeckten Himmel und dem fehlenden Wind muß doch der Diesel ran. Seit ein paar Tagen sparen wir schon Strom indem der Kühlschrank abgeschaltet ist aber nun braucht die Navigation Strom und damit unseren Schiffsdiesel. Dabei mußten wir leider feststellen, das unser Problem mit dem unrund laufenden Propeller wieder aufgetaucht ist – der wird so wohl durchhalten müssen bis wir angekommen sind und Gegenwind aufs trockene Stellen können. Das ist ja eigentlich auch schon längst überfällig, war aber leider nicht denkbar in Timor-Leste.
Die Nacht hatte allerdings auch ihre wunderschönen Seiten, einen tiefdunkelblauen Sternenhimmel, mit Sternen die wie tausend Diamanten funkelten bis der Mond aufging.
Zum Wachwechsel gegen 02:00Uhr hatte uns die Realität dann wieder und riesige, fiese Wellen von gut eineinhalb Metern warfen uns hin und her, denn der passende Wind der Gegenwind stützen konnte blieb aus. Der Rodeo-Ritt dauerte über eine Stunde, dann kam Wind auf und die Wellen ließen sich damit besser ertragen. Jetzt segeln wir mit dem Großsegel im zweiten Reff und der ausgerollten Genua und guten vier Knoten dahin. Mal sehen wann der Wind wieder einschläft?!
Viele Grüße aus der Flores See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 4.Tag auf See
Datum: Sonntag, 29. August 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 07°53,639‘, E 122°58,192‘
Kurs West, 270°, Geschwindigkeit 3kn, Genua III und Großsegel im 2. Reff gesetzt, seit Dili 183sm gesegelt, noch zu segelnde Strecke 1895sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: blauer Himmel aber diesig, 30,2°C im Schiff unangenehm schweißtreibend heiß, Wassertemperatur 27,8°C, Wind 2-3 Beaufort aus Südost, See 0,3-0,5m.
Die vergangenen 24 Stunden waren ereignisarm. Segeln mit wenig Wind oder fast auf der Stelle treibend in der Nacht. Das unangenehme dabei sind nur die hohen Wellen, die uns mächtig durchschütteln und uns die Ruhe rauben, aber das war am Ankerplatz vor Dili ja ähnlich. Hier kommen wir allerdings voran, wenn auch langsam.Zu unserem Wachwechsel letzte Nacht gegen 02:30Uhr kam uns ein großer Frachter auf dem Weg nach Australien nahe, der seinen Kurs ein Stück veränderte um uns in Ruhe treiben zu lassen.Heute Vormittag haben wir dann unser Großsegel im 2.Reff gesetzt, um den wenigen vorhandenen Wind auszunutzen. Eigentlich sollte man ja meinen, das bei wenig Wind eher ein volles Großsegel hilft ein klein gerefftes. Das funktioniert ja auch wenn keine Welle vorhanden ist, aber bei den hier herrschenden Wellen würde ein volles Großsegel nur schlagen, mit dem klein gerefften Segel bleibt es sicher stehen. Nun läßt der Wind allerdings wieder stärker nach und wir müssen
mal wieder ran an die Segel.
Viele Grüße aus der Banda See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 3.Tag auf See
Datum: Samstag, 28. August 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 07°57,077‘, E 123°46,057‘
Kurs West, Geschwindigkeit 1kn, Genua III klein gerollt gesetzt, seit Dili 134sm gesegelt, noch zu segelnde Strecke 1943sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: blauer Himmel aber diesig, 30,6°C im Schiff, Wassertemperatur 28,0°C, Wind 1-2 Beaufort aus Ost, See 0,3-0,5m.
Segeln, entspannen und endlich mal wieder das Meer genießen!Irgendwie ja, denn unsere Seekrankheit ist deutlich harmloser als üblich, vielleicht liegt das ja am Training auf dem Ankerplatz vor Dili. Irgendwie auch entspannend, denn wir haben durch die Möglichkeit weiterzukommen eine neue Perspektive bekommen und irgendwie genießen wir auch das Meer, denn es ist glasklar. Leider entdecken wir dabei auch häufig Plastiktüten in einem halben bis einem Meter Wassertiefe, die an uns vorbeitreiben.
Die Segelbedingungen sind nicht wirklich optimal. Den ersten Tag hatten wir mit gut 2kn Gegenströmung zu kämpfen, die die See ruppig machten und außerdem blies der Wind mit bis zu 30kn (Windstärke 7) auch ziemlich heftig gegen die Strömung, so daß sich das Segeln sehr ungemütlich zeigte. Seit dem gestrigen Nachmittag allerdings hat der Wind abgeflaut bis auf eine vielleicht mal zwei Windstärken, was unsere Segel in der Dünung von bis zum halben Meter heftig schlagen läßt und wir sie so eingeholt haben, bis auf einen Zipfel unserer Genua, der uns noch ein wenig stützt und auch in die richtige Richtung treiben läßt. Zumindest schlagen die Segel dabei nicht kaputt. Gestern Abend zog auch noch ein Gewitter an uns vorbei, ließ uns aber weitgehend in Ruhe. Es wurde nur feuchtwarm aber der befürchtete Regen blieb aus.
Für den Anfang ist das ja zumindest mal ein langsames Eingewöhnen auf unsere wiedergewonnene Segelmöglichkeit.
Viele Grüße aus der Banda See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Datum: Freitag, 27. August 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 07°59,773‘, E 124°34,467‘
Kurs West, 270°, Geschwindigkeit 3kn, Genua III gesetzt, seit Dili 82sm gesegelt, noch zu segelnde Strecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: Bedeckter Himmel, 29,0°C im Schiff, Wassertemperatur 27,5°C, Wind 3 Beaufort aus Ost, See 0,5-1m eher ruppig.
Es ist kaum zu glauben aber wir sind endlich wieder unterwegs. Nachdem wir am Mittwoch, den 25. August 2021 unsere ziemlich aufwendige Ausklarierungsprozedur hinter uns gebracht haben, sind wir jetzt auf See. Für die reine Ausklarierung haben wir tatsächlich den gesamten Montag, sowie den vollen Dienstag benötigt und wir mußten zum Abholen der Papiere vom Hafenmeister und von der Immigrationsstelle am Mittwochmorgen noch einmal extra an Land.
Den restlichen Mittwoch verbrachten wir an Bord damit, alles inclusive unserem Schlauchboot, seefest zu verzurren – die Behördentage haben uns echt den letzten Nerv geraubt und die Stimmung war auf dem Tiefpunkt.
Am Donnerstag, den 26. August 2021 rackerten wir uns nach einem frühen Aufstehen mit dem Anker und einigem Geröll am Grund drum herum ab und bekamen das gute Stück, das uns so lange bei den widrigen Bedingungen festgehalten hat, nach einer Stunde Arbeit an Deck gehievt.
Wir liefen um 09:00Uhr dann endlich aus, kamen aber nach 30 Minuten Fahrzeit unter Motor wieder zurück und machten an der freien Polizeimooringtonne fest. Irgendwie polterte der Propeller und wollte uns nicht so recht voranschieben. Helge ging ziemlich genervt ins Wasser um den Fehler zu beheben, vermutlich nur eine Muschel, die sich einen falschen Platz ausgesucht hatte und beim letzten Kratzten am Vortag übersehen wurden – hoffentlich.Um 10:00 Uhr verließen wir die Mooring wieder und diesmal war tatsächlich alles in Ordnung.
Jetzt segeln wir endlich wieder und haben sogar die ersten 82 Seemeilen bei wechselnden Bedingungen hinter uns gebracht.
Viele Grüße aus der Banda See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Kommentare deaktiviert für Aufbruch von Osttimor – 1.Tag auf See
Datum: Samstag, 21. August 2021 – 17:30 Uhr Osttimor- Zeit GPS-Position: S 08°33,002‘, E 125°34,777‘ immer noch. Aktuelles Wetter: Sonnenschein, feuchtwarm bei 30,1°C im Schiff, Wassertemperatur 28,7°C, Wind 3-4 Beaufort aus Ost. See nur 02-05m. Es ist relativ ruhig für hiesige Verhältnisse am Ankerplatz. Der Wetterbericht ist stabil.
Gestern hätten wir eigentlich ausgecheckt, ja wenn da nicht mal wieder eine Verzögerung eingetreten wäre. Wir hatten unsere Papiere dabei, die Rucksäcke für die letzten Einkäufe auf dem Rücken und wollten die letzte Runde hier im Land drehen. Für die Ausklarierungsprozedur hatten wir den ganzen Tag geplant um Immigration, Zoll, die Zahlstelle und den Hafenmeister für unser Reisedokument ins nächste Land abzuklappern.
Aber dann standen wir als erstes vor dem Immigration-Büro, wo es nur hieß „Heute Geschlossen“! Ohne Stempel im Paß brauchten wir also nicht weitermachen. Aber wir fragten uns natürlich trotzdem durch, warum denn die Behörden geschlossen sind, denn für diesen Tag stand kein Feiertag in der offiziellen Liste. Unsere hartnäckigen Fragen ergaben, das es ein Gedenktag für die Streitkräfte war, der eigentlich am 19. August begangen wird aber nun am Freitag, den 20.August stattfand um ein langes Wochenende zu bekommen und somit hatten die Behörden natürlich einen freien Freitag.
Für uns bedeutet das ganze nur wieder ein wenig mehr Streß, was macht das Wetter, wie halten wir unsere Trinkwasservorräte auf Maximum und wie planen wir unsere letzten Tätigkeiten neu um den nächsten Anlauf am Montag zu starten und das hoffentlich mit mehr Erfolg!
Zum Glück hatten wir noch kein frisches Obst besorgt, denn jeder Tag länger an Bord verringert ja die Haltbarkeit. So muß Mary, unsere liebgewonnene „Obst-Dame“ sich noch bis Montag gedulden, bevor wir auch ihr Tschüß sagen.
Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste Asha & Helge Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Verschlagwortet mitAsien, Dili, Osttimor, Timor-Leste|Kommentare deaktiviert für Osttimor – Wenn da nicht etwas schief gegangen wäre!
Datum: Montag, 16. August 2021 – 17:30 Uhr Osttimor- Zeit GPS-Position: S 08°33,002‘, E 125°34,777‘ seit inzwischen 572 Tagen unser Ankerplatz. Aktuelles Wetter: Sonnenschein, feuchtwarm bei nur 31,7°C im Schiff, Wassertemperatur 27,9°C, Wind 5-6 Beaufort aus Ost-Nordost. See 0,5-1m. Teilweise spritzen die Wellen an Deck und sogar durch das geöffnete WC-Fenster an den Wandspiegel. Der Wetterbericht verspricht weiterhin starke Winde aus nordöstlicher Richtung für die kommenden Tage.
Eigentlich sind wir ja so gut wie reisefertig, wenn da nicht noch die letzten Einkäufe, das Auffüllen von unseren Wasservorräten und der Gang für die letzten Liter Diesel wären und natürlich noch die Ausklarierungsprozedur.
Aber wir kommen zurzeit einfach nicht an Land, denn starker Wind und hohe Wellen fesseln uns seit Tagen an Bord. Das Leben an Bord ist bei diesen Bedingungen noch dazu wie ein ununterbrochener Ritt auf dem Rodeo Pferd – und das am Ankerplatz. Der Wind läßt in der Nacht allerdings in der Regel für einige Stunden nach, so daß Gegenwind sich dann wie bei einem Walzer im betrunkenen Zustand um ihren Anker dreht. Blöd ist dabei, das auf dem Meeresgrund Hindernisse stecken, in denen sich die Ankerkette gerne verfängt und so kämpfen wir in den Nächten immer wieder damit, ein vertüddelen der Ankerkette zu verhindern, indem wir den Motor starten und die Kette in eine freie Richtung ziehen ohne den Anker selbst zu lösen. Das machen wir so lange bis das Gerumpel, das Kette und Steine am Meeresgrund verursachen, wieder aufhört und die Kette sicher und frei liegt – bis zum nächsten Dreher von Gegenwind.
Wir hoffen der Wind macht bald die benötigte Pause, damit wir dann endlich zum Aufbruch rüsten können.
Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste Asha & Helge Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Verschlagwortet mitAsien, Dili, Osttimor, Timor-Leste|Kommentare deaktiviert für Osttimor – Wir sind fast zum Aufbruch bereit aber…!
Unser Ankerplatz ist und bleibt eine Herausforderung. Wir sind hier extrem Abhängig von Wind und Wellen verbunden mit den Gezeiten um an Land und wieder zurück an Bord zu kommen. Außerdem beeinflussen Wind und Wellen unser Leben an Bord massiv. Jetzt haben wir gerade mal etwas ruhigere Bedingungen, so daß wir auch tatsächlich etwas abstellen können ohne das es uns davonpurzelt und auch das Sitzen am PC führt gerade nicht zu Seekrankheit und Muskelkater. Blaue Flecken oder kleinere Blessuren haben wir sowieso immer wieder vom Leben am Ankerplatz.
Ihr werdet es kaum glauben aber wir sind langsam echt urlaubsreif! Aber Gegenwind braucht an diesem Ankerplatz unsere ständige Aufmerksamkeit für die immer wieder rasselnde Kette, die sich irgendwo am Grund verdüddeln will, denn der Wind dreht uns immer wieder gerne 360° um den Anker und damit um die ganzen Wiederstände am Hafengrund, so daß wir inzwischen über eineinhalb Jahre wie auf hoher See leben und das sieben Tage vierundzwanzig Stunden lang.
Seitdem wir unseren Motor mit den Ersatzteilen wieder flott machen konnten, haben wir auch angefangen uns segelfertig zu machen, also alles durchchecken, defekte Teile so gut es geht mit Bordmitteln reparieren oder aus unseren Beständen ersetzen. Dabei stoßen wir bei unseren Möglichkeiten inzwischen schon das eine oder andere Mal an unsere hier gegebenen Grenzen und umtüddeln auch mal etwas mit Tape – das kennt Helge eigentlich nur aus seinen Segelanfängen als Jugendlicher aber nicht für einen 2000sm Trip.
Naja, wir wissen ja noch nicht einmal ob wir tatsächlich den Anker lichten können. Immerhin sorgen zurzeit die Einreisebestimmungen für Phuket, Thailand für einen Hoffnungsschimmer – also drückt uns die Daumen das das klappt!
Südostasien ist zurzeit leider nicht so locker wie Europa was das Reisen angeht. Die Bestimmungen für private Segelreisen über Landesgrenzen hinweg schränken die Möglichkeiten ziemlich stark ein oder schließen sie gar ganz aus, während die Segelsaison, um mit dem richtigen Wind weiter zu segeln, stabil ist und der Wind in den kommenden Wochen wohl noch kräftiger wird. So haben wir den formalen Einreiseprozeß für Thailand begonnen und sind nun dabei uns durch einen Haufen Bürokratie und Formalismus zu arbeiten um vielleicht eine Genehmigung zu bekommen.
Einen Großteil unserer Proviantliste haben wir inzwischen vorsorglich schon abgearbeitet, denn bei unseren Einkäufen müssen wir ja auch ständig gucken, was wir gerade bekommen, denn was heute die Regale füllt, kann morgen schon für Wochen wieder aus sein.
Unsere Sprayhood, die Kappe über dem Eingang, haben wir an einigen Stellen nachgenäht und die meisten Schapps und Backskisten sind auch schon seegerecht gestaut. Jetzt steht noch die Segelausrüstung an, aber auch dazu brauchen wir ein paar ruhige Stunden in denen wir nicht wie wild durchgeschüttelt werden, damit wir unsere Hände zum Arbeiten nutzen können und nicht nur zum ständigen festhalten brauchen.
Das Unterwasserschiff haben wir in mühevollen Schnorchelgängen an mehreren Tagen von seinem Bewuchspanzer befreit. Bei der Wasserqualität hat Asha von Deck aus nach Öllachen, benutzten Einmalwindeln und anderem umhertreibendem, ekeligem Zeug Ausschau gehalten und Helge immer wieder aus dem Wasser herausgerufen, um nicht in Öl oder schlimmerem eingelegt zu werden. Trotzdem hat Helge dabei Ohr und Hautprobleme davongetragen, die nun erst einmal wieder abheilen müssen.
Auch die Ankerkette und der Anker verlangen nach dieser langen, ununterbrochenen Einsatzzeit unter Wasser einiges an Aufmerksamkeit und das möglichst an Tagen an denen Gegenwind nicht wie wild in der See rockt und dran zerrt.
Das Positive an all unseren ganzen Aktionen ist, das es tatsächlich mal wieder eine Perspektive für ein Weiterkommen und auf einen ruhigeren Liegeplatz gibt. Wir hoffen drauf!
Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund! Asha & Helge Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Verschlagwortet mitAsien, Dili, Osttimor, Timor-Leste|Kommentare deaktiviert für Osttimor – Der Corona- Wahnsinn: Vorbereitungen ins Ungewisse
Die Restaurants haben wieder auf und auch der öffentliche Nahverkehr, also die Minibusse und Taxen dürfen wieder Fahrgäste befördern. Vor ein paar Tagen wurden die Corona-Lockdown-Maßnahmen gelockert, denn die Zahlen haben sich verbessert und auch die Impfaktionen laufen. Das sind die wesentlichen Corona-Daten vom 21.Juni 2021: Gesamtzahl aller gemeldeten Covid19- Infektionen= 8707, Neuinfektionen der letzten 7 Tage (Inzidenzwert)= 32, Gesamtzahl aller gemeldeten Covid19 Todesfälle = 19, Impfquote für die Erstimpfung= 7,87%, und für die Zweitimpfung= 0,51%.
Wie gut das der Lockdown gelockert wurde, denn so fällt es den Menschen leichter die Begeisterung über die Fußballeuropameisterschaft mit Straßenkorsos auf ihren Motorrollern und auf der einen oder anderen LKW-Ladefläche zu zelebrieren und dann anschließend in den Nachtstunden vor dem Bildschirm zu sitzen. Es gibt hier übrigens auch viele Timoresen, die für die deutsche Nationalmannschaft jubeln.
Die Corona-Maßnahmen haben für viele Familien harte Einschnitte ins Leben und die weitere Entwicklung gebracht. So mußten z.B. Studenten ihr Studium aufgrund fehlender Einnahmen in den Familien abbrechen. Und selbst das Erlernen einer Fremdsprache mit der dazugehörigen Praxis ist noch schwieriger geworden, denn es fehlen jetzt einfach Übungsobjekte in Form von Urlaubern und Ausländern die sich hier aufhalten. Wir sind inzwischen für viele zu Studienmitteln geworden. So haben wir unter Anderem in den Abendstunden über Facebook mit unseren Timoresischen Freunden während des Lockdowns auf English gechattet.
Seit Anfang April wird hier übrigens gegen Covid19 geimpft. Begonnen wurde die Impfkampagne mit dem Präsidenten und hochgestellten Persönlichkeiten als Vorbilder für das Land. Zuerst erreichten AstraZeneca Impfstoffe aus dem Covax-Programm Timor-Leste. Man könnte meinen, das die dänische Ablehnung des AstraZeneca Impfstoffs hier die ersten Dosen gebracht hat, denn kurz nach der Ablehnung dieses Impfstoffes in Dänemark kamen hier die ersten Dosen aus Kopenhagen an – ein Schelm der da einen Zusammenhang sieht. Aber so kommt wenigstens Impfstoff in Entwicklungsländer. Inzwischen kommen AstraZeneca-Lieferungen auch aus Australien und China liefert seinen Impfstoff Sinovac hierher und auch der wird gerne genommen.
Wir sind hier inzwischen ebenfalls geimpft, mit AstraZeneca. Es gibt übrigens mit der Zweitimpfung gleich einen digitalen Impfpaß mit QR-Code dazu. Wenn wir die deutschen Medien über das Impf-Chaos und die schleppende Umsetzung eines digitalen Impfasses in Deutschland betrachten, dann können wir nur sagen, nehmt Euch mal ein Beispiel an Timor-Leste, einem Entwicklungsland, das das ganze super hinbekommt.
Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund! Asha & Helge Crew der SY Gegenwind
Veröffentlicht unterLogbuch|Verschlagwortet mitAsien, Corona, Dili, Osttimor, Timor-Leste|Kommentare deaktiviert für Osttimor – Der Corona- Wahnsinn: Ein kleiner Piecks
Wikipedia bezeichnet Geduld (altertümlich: Langmut) als die Fähigkeit zu warten oder etwas zu ertragen. Geduld gilt dabei als eine Tugend.
Naja, bei diesem Bericht werden wir wohl Eure Geduld prüfen aber auch Eure Fantasie herausfordern.
Ihr erinnert Euch noch an unseren Bericht vom 23. März 2021 (Osttimor – Der Corona- Wahnsinn: Negative Schwingungen ), indem wir von unseren Motorsorgen schrieben? Dabei berichteten wir von einem Wassereinbruch durch den Auspuffkrümmer. Aber wie heißt es so schön: „Ein Unglück kommt selten allein!“, und das traf auch da wieder zu, denn beim anschließenden Lenzen (dem Auspumpen des Wassers aus dem Schiffinnseren) fiel auch noch unsere Hauptlenzpumpe aus.
Die Analyse der Motorprobleme stürzte uns in einen tiefen Frust!
Der Auspuffkrümmer hatte ein Loch direkt am Seewasserzulauf des Krümmers. Anders als bei dem Automotor, der seine Kühlung über die Luft erhält, saugt unser Schiffsdiesel mit Hilfe einer Seewasserpumpe Seewasser durch einen Wassereinlaß im Rumpf unterhalb der Wasserlinie an und wird so mit dem Seewasser gekühlt. Damit dieses Seewasser wieder nach draußen kann, wird es am Krümmer mit den Auspuffabgasen gemischt und dann über den Auspuff nach Außenbords geleitet. Mit dem Loch im Krümmer wurde nun das Kühlwasser allerdings ins Schiffsinnere gepumpt, so daß wir den Motor nicht mehr benutzen konnten ohne Gegenwind mit Seewasser zu fluten. Natürlich haben wir mehrere Pumpen um bei einem Wassereinbruch das Seewasser wieder aus dem Schiff zu befördern, aber trotzdem war es echt ärgerlich, das unsere Hauptpumpe ausgefallen war, als wir sie einsetzten um die Wassermenge wieder nach draußen zu befördern. Bei unserer Analyse stellen wir fest, das eine Fixiermutter für die bewegliche Pumpenmembrane gebrochen war und damit kein Pumpendruck aufgebaut werden konnte. Unsere ganz große Zweitpumpe erledigte den Job aber problemlos.
Jetzt werdet Ihr wahrscheinlich sagen, da geht man doch einfach in den Laden oder bestellt Ersatzteile per Lieferservice. Ja, wenn das hier gerade während der Corona-Zeit nur so einfach wäre.
Für die Kunststoff- Fixiermutter der Lenzpumpe klapperten wir sämtliche Baumärkte, Händler und Werkstätten ab und das natürlich alles zu Fuß, da der öffentliche Nahverkehr sowie Taxis während des derzeit immer noch geltenden Lockdowns nicht fahren dürfen. Nach 14 Tagen Suchen fanden wir in einem Baumarkt überaschenderweise einen Plastikwasserhahn dessen Anschlußstück genau unsere gesuchte Kunststoffmutter hatte, Diese Art von Wasserhahn wird hier vielerorts für Wasserbehälter verwendet, die vor vielen Läden zum Händewaschen als Corona Maßnahme stehen. Wir besorgten gleich mehrere dieser Wasserhähne, denn wer weiß wann die mit „ausverkauft“ laufen und ein Ersatzteil an Bord ist immer gut. Damit konnten wir das Problem Lenzpumpe lösen. Diese „blöde“, simple Kunststoffmutter sorgte für 14 Tage tägliche, schweißtreibende Laufereien bei über 30°C im Schatten und zerrte ziemlich an unseren Geduldsfäden, zumal wir nicht sicher waren, unsere Suche überhaupt erfolgreich abschließen zu können!
Der Auspuffkrümmer für unseren Motor war da schon anspruchsvoller. Naja, eigentlich ja auch nur eine Bestellung beim Ersatzteilehändler, ein Paket per Post und ein paar Tage warten. Nur das geht hier seit Beginn der Corona- Krise nicht mehr. Der Anruf bei unserem Nanni- Vertreter in Kiel und das Zusammenstellen der entsprechenden Teile war eine Sache aber dann wurden unsere Geduldsfäden sehr stark gedehnt, sind gerissen, mußten sich wieder erholen und wurden weiter gequält. Wir hatten hier in Dili schon mitbekommen, das mehrere Leute Ende März immer noch auf ihre Weihnachtspakete warteten und so klapperten wir die verschiedenen Lieferdienste hier ab und erforschten die Situation – natürlich auch wieder zu Fuß bei natürlich noch über 30°C im Schatten. Bei DHL wurden wir sogar ausgelacht als wir nach einem Paket von Deutschland nach Timor-Leste fragten. Sie meinten: „Wir können es ja im kommenden Monat nochmal probieren, denn die Paketlieferung läßt sich zurzeit nicht planen. Aber wenn etwas kommt, kann das zurzeit schon mal 6-7 Monate dauern, während der derzeitigen Corona-Einschränkungen, denn auch öffentliche Flüge mit denen ein Paket normalerweise mitgeliefert wird, gibt es seit Beginn der Corona-Zeit hier ja nicht mehr.“ Bei UPS und TNT sah es auch nicht besser aus, wie uns Bekannte berichteten und FedEx erklärte uns, das sie zurzeit nur von Geschäftskunde zu Geschäftskunde transportieren und auch die Lieferzeiten lassen sich nicht festlegen.
Mit dem Wissen fragten wir erst einmal bei unserem Nanni- Vertreter nach, ob und was für ein Provisorium wir vor Ort zusammenbasteln können. Mit dem Tipp legten wir dann zum Basteln los. Dazu brauchten wir nur etwas Material. Das fanden wir tatsächlich in dem Nobelbaumarkt. So ausgestattet mit einem selbstvulkanisierenden Klebeband bandagierten wir dann den Auspuffkrümmer. Nur das Klebeband hatte seine Eigenschaften total verloren, vermutlich durch die tropischen Temperaturen. So war der Versuch ein Mißerfolg und das Seewasser spritzte nach wie vor aus dem Krümmer in den Motorraum. Allerdings ließ uns das Pech auch diesmal nicht los, denn beim Einschalten des Motor schoß jetzt zusätzlich auch ein Wasserstrahl aus der Seewasserpumpe. Die Wellendichtung zum Pumpengehäuse hatte den Geist aufgegeben – also noch ein weiteres Problem für das es hier vor Ort keine Lösung gibt. Wir wollten den Motor allerdings nicht so lange stillstehen lassen, denn alles das sich unbenutzt an Bord befindet, gerade wenn es mit dem absolut aggressiven Seewasser in Kontakt kommt, neigt vorsichtig ausgedrückt gerne zu Problemen. Außerdem benötigen wir den Motor ja immer wieder zum Laden unserer Batterien. So war jetzt erst einmal wieder die Frage an unseren Nanni- Vertreter aus Kiel, ob wir noch andere Möglichkeiten haben den Auspuffkrümmer mit Bordmitteln provisorisch abzudichten, denn der hat ja eigentlich immer eine Lösung parat! Natürlich so auch diesmal und so verarbeiteten wir Backpapier und Silicon zu einer Bandage. Für die Wellendichtung der Seewasserpumpe fand sich in Gegenwinds Ersatzteilschatzkiste zum Glück noch die bisher ungenutzte, passende Dichtung. So bastelten wir die Seewasserpumpe, natürlich mit improvisierten Mitteln auseinander, denn einen professionellen Abzieher um die Welle aus dem Pumpengehäuse zu demontieren haben wir in den hiesigen Shops und Werkstätten gar nicht erst gesucht. Aber diese improvisierten Hilfsmittel reichten aus um die alte Wellendichtung gegen die neue zu tauschen. Es hat halt nur lange gedauert um aus Holzstückchen und Schraubzwingen das passende zusammenzubekommen. Mit der reparierten Seewasserpumpe und dem bandagierten Auspuffkrümmer starteten wir erneut den Motor und blickten nervös in den Maschinenraum um nach einspritzendem Wasser Ausschau zu halten – nichts. Es blieb tatsächlich trocken. So weit so gut aber mit dem bandagierten Auspuffkrümmer wollten wir nicht in Gebiete fahren in denen wir auf den Motor angewiesen sind.
So versuchten wir natürlich auch während unserer Bastelaktionen weiter an einer Paketlieferung zu arbeiten. Und nur um es zu erwähnen, wir saßen dabei auch noch für einige Wochen an Bord fest, denn Wind und Wellen führten zu heftigem Geschaukel und viel zu hoher Brandung, um am Strand mit dem Dingi ohne Kentergefahr anlanden zu können. Außerdem zog zu Ostern ja auch noch der entstehende Zyklon „Seroja“ über uns hinweg, wobei wir bei den Wind- und Wellen Prognosen nicht sicher waren, das wir das heil überstehen werden. Zu unserem Glück war die Realität von Wind und Wellen doch nicht so heftig, wie die Vorhersagen es versprachen.
Bei unserer Ersatzteillieferung fragten wir sogar nach einem Schiffstransport von Singapur und ähnlich verrückten Wegen, ein Paket in absehbarer Zeit hierher zu bekommen. Der Weg aus Deutschland zeigte sich als immer illusorischer, so daß wir uns mit Möglichkeiten über Australien zu bestellen beschäftigten. Das hatte auch so seine Haken und Ösen, denn dafür brauchten wir eine australische Adresse. Aber wir fanden einen interessierten Nanni- Motorvertreter in Darwin und wir haben ja schließlich auch Freunde in Australien. Gar keine Frage, wer uns da vor Ort weiterhelfen konnte, ein australisches Seglerpaar, das wir in der Karibik kennen gelernt hatten und mit dem wir regelmäßig in Kontakt stehen. Sie waren schnell angeschrieben und so sahen wir langsam etwas Licht im Dunkel. Und tatsächlich, unsere Ersatzteile konnten von Europa über Australien dann mit Hilfe des Nanni- Vertreters in Darwin per Luftfracht mit einer Frachtgesellschaft zu uns auf den Weg gebracht werden. So erreichten sie am 11. Mai 2021 den Flughafen in Dili und wir konnten unsere sehr angespannten Geduldsfäden wieder etwas beruhigen – dachten wir.
Wenn es jetzt möglich gewesen wäre, unser Ersatzteilpaket einfach abzuholen, wäre es wirklich zu einfach gewesen. Am 11. Mai hieß es erst einmal da sei nichts, nicht einmal ein Flieger angekommen, was sich dann aber nach ein paar Tagen auflöste und wir einen Anruf von einem Agenten bekamen, der uns dann sagte: „Da ist ein Paket für Euch am Flughafen beim Zoll.“ Super, aber dann kam der Papierkram und ein riesen hin und her mit unserer Idee das Paket als „Yacht in Transit“, das bedeutet zollfrei, zu bekommen. Das „Yacht in Transit“ hat den Hintergrund, das die Ersatzteile ja mit uns wieder das Land verlassen. Mit einheimischen Freunden zusammen und der Arbeit des Agenten, sowie einem Schwung Papierkram bekamen wir am 02.Juni 2021 endlich unsere Ersatzteile ausgehändigt. Unsere Geduldsfäden vibrieren bei dem Gedanken an den Aufwand immer noch.
Der neue Auspuffkrümmer ist seit dem 08.Juni 2021 auch schon eingebaut – auch das ist hier nicht so einfach, denn da heißt es einen Tag mit wenig Wellen zu erwischen, denn sonst fliegt alles durcheinander und auch das Arbeiten, wenn man sich ständig festhalten muß ist alles andere als lustig, dafür aber noch schweißtreibender, denn an Bord erreichen die Temperaturen gerne die 34°C im Schiff, da rutscht jedes Werkzeug aus der Hand. Und auch dabei spannen sich die Geduldsfäden wieder an.
Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund! Asha & Helge Crew der SY Gegenwind
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Es sind nun schon wieder einige Wochen seit unserem letzten Bericht vergangen. Die gefühlt endlos lange Zeit ohne Perspektive, die brutalen Bedingungen am Ankerplatz und die Corona-Maßnahmen, die inzwischen aufgrund steigender Fallzahlen etabliert sind, lassen unsere Kräfte doch langsam schwinden und sorgen für zunehmende Erschöpfung und Unlust.
Nun aber trotzdem zur Osterflut, die durch den Zyklon „Seroja“ hier gewütet hat. Sie forderte 41 Todesopfer, anfangs waren mehr als 10.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht. Etliche Straßen und Brücken haben massive Schäden davongetragen oder wurden ganz zerstört. Außerdem werden einige Gebiete immer noch von einem aus Australien gesandten Hubschrauber versorgt. Große Aufräum- und Putzaktionen wurden gestartet. Dazu haben sich viele Helfer getroffen und sind von einem Gebiet zum nächsten gezogen, um die Schäden zu beseitigen. Auch der beliebte Widerstandkämpfer und ehemalige Präsident Xanana Gusmao besuchte die verschiedenen Schwerpunkte der Flut und spendete den Menschen Trost und Hoffnung. Damit die ganzen Hilfsmaßnahmen durchgeführt werden konnten und die Menschen sich zumindest mit dem nötigsten wieder ausrüsten konnten, wurden die Corona- Lockdown- Maßnahmen in sogenannte „Ruhemaßnahmen“ gelockert, denn Geschäfte und Baumärkte mußten öffnen, damit die Menschen sich wieder mit Sanitärartikeln, Kleidung und Baumaterialien versorgen konnten. Die Wiedererrichtung der Stromversorgung dauerte alleine in der Hauptstadt mehrere Tage aber zumindest die Trinkwasserversorgung war hier gewährleistet. Andere Gebiete mußten über Wasserwagen versorgt werden. Es sind auch wirklich kaum Menschen von der Flut verschont geblieben. Unsere Freunde haben uns von Wasserständen bis zur Decke in ihren Häusern berichtet, sowie anschließenden dicken Schlammschichten, während andere nur nasse Füße bekommen haben. Einige Häuser sind auch trocken geblieben oder waren nur zeitweise von der Umgebung abgeschnitten.
Außerdem hat uns eine Freundin von ihrem Nachbarhaus berichtet, das durch die Fluten weggeschwemmt wurde und eine fünfköpfige Familie, davon drei Kinder mit in den Tod gerissen hat. Eine andere Bekannte hatte uns berichtet, das ihr Haus und das Haus ihres Onkels in den Fluten versunken sind und sie anfangs in einem Hotel untergekommen waren aber dann auf die Straße gezogen sind, da das Hotel auf Dauer zu teuer wurde – sie wollte nicht in eine der Massenunterkünfte. So zog sie nun auf die Straße und schlüpfte während der inzwischen seltenen, tropischen Regenschauer bei Nachbarn unter. Auch bei dem einen oder anderen Europäer der hier lebt, standen die Fluten in den Häusern. Von einem haben wir gehört, das die Flut die zwei Meter Marke erreichte.
Inzwischen sind viele Bereiche in der Hauptstadt wieder hergerichtet aber es bleibt natürlich noch einiges zu tun, vor allem um den Flutopfern, die zurzeit in den Notunterkünften oder auf der Straße leben wieder ein Dach über dem Kopf zu geben.
Es fühlt sich schon merkwürdig an, in so einem Katastrophengebiet zu leben und die Schwierigkeiten der Menschen hautnah mitzuerleben und zu sehen wie alles neu organisiert werden muß. Wir schaukeln dagegen einfach weiter an unserem Ankerplatz und passen unser tägliches Leben irgendwie an die Lage an, damit auch wir mit den lokalen Einschränkungen, die ja in einem Entwicklungsland, noch dazu in Corona-Zeiten, auf so lange Zeit sowieso recht kompliziert sind, zurechtkommen.
Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund! Asha & Helge Crew der SY Gegenwind
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